Melanie C

Interview

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Während Spice Girl Fans den 20. Geburtstag von "Wannabe" feiern, geht es für Melanie C vorwärts! In diesem Interview erzählt sie von ihrem neuen Album "Version of Me", erklärt ihren kontroversen Kommentar zu Little Mix und plaudert etwas aus dem Spice Girls Nähkästchen.

Du veröffentlichst dein neues Album mit deinem eigenen Label – das ist Girl Power!

(Lacht), ja, das ist es wirklich, oder?

Du bist nach all dieser Zeit eine richtige Expertin in Sachen Business geworden, oder?

Ja, aber ich glaube das war keine natürliche Entwicklung für mich. Damals bei den Spice Girls wussten wir einfach gar nichts, aber mussten auf andere Vertrauen, in Meetings sitzen mit Anwälten und Steuerberatern und irgendwann dachte ich mir „Ich muss das irgendwie selbst verstehen!“. Ich bin also kein Experte per se, aber ich habe immer versucht, die Dinge zu verstehen. Und das ist denke ich immer wichtig, vor allem in meinem Alter – man muss Verantwortung für sich selbst übernehmen.

Ja, viele Leute gehen in der Industriemaschinerie unter – waren sich die Spice Girls darüber bewusst?

Ja, weißt du, ich denke es ist wichtig. Anstrengend auch, vor allem wenn man jung ist, da will man nicht im Büro seines Anwalts sitzen, sondern rausgehen und Spaß haben. Aber man muss vorsichtig sein, man hört ja immer wieder Horror Storys.

Erzähl’ uns mehr über “Version of Me”. Was hat dich dazu bewegt in eine eher elektronische Richtung zu gehen?

Ich wollte unbedingt ein elektronisches Album machen, ein Album, das ich selbst kaufen würde. Ich war immer ein Pop-Artist, aber ich habe auch ab und zu experimentiert. Rock hat mir gut gefallen, auch R&B, aber dieses Mal habe ich vor allem an Bands und Alben gedacht, die ich immer und immer wieder anhöre, wie Massive Attack, Portishead und Zero 7. Dann habe ich mir die Charts angesehen und die waren voll mit Dance-Musik. Ich liebe The Weeknd, DJ Snake, Major Lazer, Sia und Jack Garratt, also habe ich mich davon inspirieren lassen. Mit meiner (doch relativ markanten) Stimme habe ich dann herumprobiert und habe etwas Neues für mich entdeckt.

Was ist die Geschichte des Albumtitels?

Auf dem Album gibt es einen Song namens “Version of Me”. Das hat sich gut angefühlt als Albumtitel, wie eine Art Expression meiner Selbst. Und ich denke wir alle haben mehrere Versionen von uns – wie ich mich vor meinen Eltern benehme ist ganz anders, als vor meinen Freunden im Pub und so denke ich ist es für jeden Menschen. Es war einfach passend für dieses Album.

Du bist Mutter geworden – wie hat das deine Kreativität beeinflusst?

Es hat mich komplett verändert – ich finde zum Besseren. Ich habe jetzt diese riesige Verantwortung und das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Es hat die Dinge relativiert und es mir erlaubt, mutiger zu sein. Versteht mich nicht falsch – es ist harte Arbeit (ich glaube alle Mütter können mir hier zustimmen), aber es lohnt sich so sehr. Ich bin eine besserer Performerin und eine bessere Songwriterin, habe mehr Verständnis für Liebe und Zuneigung und all diese Dinge, die damit zusammenhängen. Das hat denke ich auch ein wenig mit dem Alter zu tun. Es ist befreiend, sich weniger Sorgen darum zu machen, was die Leute denken. Ich mache mir gelegentlich immer noch Sorgen, so ist es nicht, aber wenn ich an mein jüngeres Ich zurückdenke, dann hätte ich mich am liebsten selbst geschüttelt und gesagt „Mach einfach weiter!“ (Lacht)

… Oder “Sei etwas netter zu dir?“

Das ist sehr wichtig – für alle Menschen allgemein, aber vor allem auch für Frauen und Mädchen. Wir ziehen uns immer runter, dabei sollten wir uns feiern!

Das ist interessant angesichts der Diskussion, die es vor kurzem über deinen Kommentar zu Little Mix gab.

Naja, weißt du, ich wurde von einem Journalisten von “The Mirror” interviewt und mir wurde erzählt, dass die neue Kampagne von Little Mix ja so provokativ sei und da sagte ich “Das ist schade, wenn das so ist”. Aber das ist natürlich als Headline nicht gut genug und so habe ich das Gefühl, dass mir da ein paar extra Worte in den Mund gelegt wurden. Ich habe rein gar nichts gesehen von den neuen Little Mix Sachen. Ich liebe sie und bin ein großer Fan, meine Tochter auch, aber als Mutter habe ich das Gefühl, dass ich meine Tochter beschützen muss – ich will nicht, dass sie unpassende Dinge sieht. Little Mix sind junge Frauen über 20 und ich kann ihnen nicht vorschreiben, was sie tragen wollen. Das ist eine schwierige Situation für mich manchmal

Das muss sehr frustrierend sein, wenn einem die Worte im Mund umgedreht werden? Oder bist du daran schon gewöhnt?

Oh, sowas von dran gewöhnt! Aber heutzutage ist das natürlich besonders schwierig, weil es Social Media gibt. Ich wurde da sehr von Little Mix Fans attackiert, obwohl ich die Band selbst nicht wirklich kritisiert habe – das ist dann schon ernüchternd.

Sich so lange in so einer fragilen Branche zu halten ist phänomenal, hast du mittlerweile eine dicke Haut?

Weißt du, an manchen Tagen habe ich das. Wie die meisten Menschen habe ich gute wie auch nicht so gute Tage. Manchmal sehe ich auf Twitter irgendwelche gemeinen Posts und das verletzt mich. An anderen Tagen kann ich darüber lachen. Aber ich denke so geht es uns ja allen: Auf Social Media hat jeder eine Stimme und eine Meinung. Wir leben in einer Welt in der es akzeptiert ist, Leute öffentlich zu kritisieren (Lacht). Das finde ich schade. Wir haben früher immer nur hinter dem Rücken der jeweils anderen Person geredet, oder? (Lacht)

Können wir noch mal kurz über die Spice Girls reden? Die MTV EMAs kommen zum ersten Mal seit 1997 nach Rotterdam zurück – damals gewannen die Spice Girls den Award für „Beste Gruppe“; nominiert waren auch Oasis, The Prodigy, Radiohead und U2

(Lacht) Das ist unglaublich witzig, aber auch cool. Finde ich gut; das waren verrückte Zeiten, wie lustig. (Lacht)

Ihr wart damals sicher bei extrem vielen Verleihungen, aber kannst du dich an speziell diese erinnern?

Ich erinnere mich an diese, ja! Das war nämlich eigentlich eine sehr bedeutende: An dem Abend hatten wir uns entschieden, unseren Manager zu verlassen. Wir haben „Spice Up Your Life“ performt, aber unsere PA war damals Angestellte von unserem Management und wir dachten, dass wir all unsere Kontakte bräuchten, also haben wir ihren Filofax gestohlen! In Spice Girl Manier. Geri hatte eine Handtasche, die sie den gesamten Soundcheck lang getragen hat, weil da dieser Filofax drin war! (Lacht). Wir waren so albern… Natürlich war das eine riesen Entscheidung, die wir damals getroffen haben und wir hatten definitiv Angst, sind aber auch näher zusammengerückt. Davor gab es bei uns einige Spannungen. Wir haben so viel zusammen erlebt und die Welt um uns herum war einfach verrückt und so hat uns diese Entscheidung wirklich näher gebracht.
Wir erlangten diesen Zusammenhalt wieder, den wir ganz am Anfang hatten in dieser Nacht. Natürlich wussten wir auch, dass es Konsequenzen haben würde, aber… das war uns irgendwie egal. Man, wir waren so albern. (Lacht)

Wir holen dich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: Rate mal, gegen wen ihr “Best New Act” verloren hattet?

Oh Gott... Aqua?

Hanson.

Ah, na gut, die waren aber gut! Die hatten doch so eine Art Comeback jetzt erst oder?

Ja, hatten sie! Man konnte sie allerdings mit kurzen Haaren kaum wiedererkennen.

Ja und mit Bartstoppeln… (Lacht)

Victoria Beckham und du habt beide deutlich gemacht, dass ihr nicht an einer Spice Girls Reunion interessiert seid. Hat euch das näher zusammen gebracht?

Ja, ich denke das ist normal, oder? Es gibt da draußen nach wie vor eine große Fanbase für die Spice Girls und wenn man nein zu etwas sagt, das mit den Spice Girls zu tun hat, dann gibt es immer auch negative Reaktionen. Da ist es klar, dass Victoria und ich uns unterstützen, aber ich habe auch mit keinem der anderen Mädels ein Problem. Wir haben eine Verbindung, die für immer da sein wird, aber natürlich gibt es auch Hochs und Tiefs. Wir sind alle aber mittlerweile erwachsen und respektieren Entscheidungen!

Du warst auch immer fair – hast dich sogar bei den Fans entschuldigt. Denkst du dir nicht manchmal „Das ist mein Leben, ich kann machen was ich will“?

Manchmal würde man das nicht denken. Ich habe einen Artikel mit Love Magazine gemacht, in dem ich erklärt habe, warum ich nicht wieder mit den Spice Girls auf die Bühne will und jemand auf Twitter schrieb mir „Egoist!“ (Lacht). Das fand ich einfach nur lustig – die Leute sollten mal einen Tag mit mir tauschen und sehen, wie es ist. (Lacht)

Hast du den Mädels deine neue Musik mal vorgespielt?

Weißt du was – nein, komisch, oder? Es kommt immer darauf an, ob es sich ergibt. Ich habe Victoria vor etwa zwei Monaten gesehen und ihr einige Demos gezeigt – sie war sehr positiv. Das war cool. Aber es kommt eben darauf an, wer gerade da ist und mit wem ich mich treffe.

Wo ordnest du “Version of Me” im Vergleich zu deinen anderen Soloalben ein?

Oh, das ist schwierig.
Mein erstes Album war einfach total aufregend für mich. Ich hatte so viel Glück mit so tollen Leuten wie Rick Rubin und William Orbit, und Rick Nowels zu arbeiten, mit Letzterem habe ich auch an diesem Album gearbeitet. Das erste Album ist also immer noch sehr bedeutsam für mich. Aber auch dieses neue Album fühlt sich besonders an.

Das liegt denke ich daran, dass ich dieses Mal sehr schonungslos war. Ich habe ein relativ kleines Team um mich herum und gerade bei diesem Album habe ich mir zwar angehört, was andere dazu sagen, aber ich bin im Endeffekt meinem Herzen gefolgt. In der Vergangenheit hätte ich wahrscheinlich auf Andere gehört, weil ich an mir selbst gezweifelt habe. Dieses Mal dachte ich mir „Ich habe nichts zu verlieren“. Die Leute fragen dauernd, was mein Lieblingslied auf dem Album ist, aber ich kann keins benennen, denn wenn ein Song nicht gut genug war, dann ist er nicht drauf!

Oktober 2016