Editors

Interview

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Die Band aus Stafford hat turbulente Jahre hinter sich - nachdem Chris Urbanowicz die Band verlassen hatte mussten sie sich als Gruppe neu zusammenfinden. Wir sprechen mit Sänger Tom Smith und Bassist Russell Leetch über ihr neues Album IN DREAM und über ihren neuen Abschnitt als Quintett.

Nachdem sich Chris Urbanowicz während der Arbeit zu "The Weight of the World" von euch getrennt hat, ist "IN DREAM" das erste Album das ihr komplett von Anfang an in dieser neuen Konstellation als Quintett aufgenommen habt. Hat das euren kreativen Schaffensprozess verändert?

Russell Leetch: Ja, um einiges. Justin [Lockey] und Elliott [Williams] sind in der Zwischenzeit fester Bestandteil der Band. Bei diesem Album hat Tom zum ersten Mal Ideen von Justin und Tom verwendet um daraus Songs zu basteln, und das ist eine komplett neue Art für uns zu arbeiten. Als Chris noch in der Band war hatten wir eine sehr klare Vorgehensweise wie Dinge passieren mussten – das war auch okay so zu der Zeit aber manche Leuten mussten dadurch hinten anstehen. Jetzt ist alles um einiges offener und wir schlagen uns ständig Dinge vor, und dadurch entwickeln sich Songs auch in eine andere Richtung.

Ihr habt euer neues Album in einem abgeschiedenen Teil der schottischen Highlands aufgenommen. War es eure Absicht dort aufzunehmen oder ging es euch mehr darum erste Entwürfe zu sammeln?

Tom Smith: Ja erstmals für die Entwüfe – das ist eine gute Art es auszudrücken. Bei den anderen Platten sind wir in der Regel mit meinen Demos nach Birmingham gefahren und haben sie geprobt bevor wir damit zu einem Produzenten gegangen sind. Dieses Mal dachten wir uns wenn wir an einem sehr isolierten Orten gehen, ohne Ablenkung um uns wirklich komplett auf die Musik zu konzentrieren – das könnte vielleicht eine ganz eigene Wirklung auf die Songs haben. Es war uns wichtig Dinge anders zu machen als bisher um den Sound frisch zu halten und nicht zu stagnieren. Unsere Idee war erstmals nur dort hinzugehen, Pro Tools einzupacken und gemeinsam an Ideen zu arbeiten.

Für das Album habt ihr euch in eine Art „abgelegene Künstlerstätte" begeben um abgeschiedenen an der Musik zu arbeiten – stimmt das?

RL: Ja, dafür wurde es gebaut. Es ist ein großer umgebauter Stall auf einem Hügel von wo man über die Insel Jura blicken kann. Man kann bis zum Meer sehen – es ist traumhaft. Der Raum ist nach einem „Open Plan“-Konzept angelegt, das heißt man kann alles sehen. Es war ein atemberaubender Ort, ich glaube daher kommt auch der cineastische Zugang zu unserem Album.
TS: Das Wetter ist verrückt dort, es ändert sich in Minuten – von Schnee zu Sonnenschein.
RL: Wir haben dort das Ende von zwei Wirbelstürmen erlebt und es gab auch mächtige Schneestürme. Es war ein kleines Abenteuer.

Wie habt ihr überhaupt von diesem Ort erfahren?

TS: Schlicht über das Internet. Die Grundidee für dieses Gebäude war eben eine „Künstlerstätte“ aber hauptsächlich finden dort Hochzeiten statt, weil dadurch mehr Geld zusammenkommt. Ich glaube die Eigentümer fanden es schön, dass der Ort auch mal so verwendet wurde wie es eigentlich geplant war.


Denkt ihr nicht, dass sie Angst hatten Rock-Stars könnten ihre schöne Hochzeits-Location verwüsten?

TS: (lacht) Ich weiss es nicht...Leute verhalten sich teilweise sehr schlimm auf Hochzeiten. Wir benehmen uns in der Regel eigentlich sehr gut. Normale Hochzeitsgäste sind vermutlich mehr „Rock`n`Roll” um ehrlich zu sein.

Wie sah ein typischer Tag dort aus?

RL: Um 11 aufstehen und bis Mitternacht durcharbeiten – mit Essenspausen dazwischen. Es gab nicht viel zu tun rundherum und auch das Internet hat nicht wirklich funktioniert also hatten wir nur uns und die Musik.
TS: Justin hat normalerweise am Computer gearbeitet – er saß immer da mit Pro Tools und hat die Kapuze übergezogen. Während wir Tageslicht hatten haben wir einfach viel Zeit verbracht um über Dinge zu sprechen, um Stücke durchzuhören die wir am Vortag aufgenommen hatten oder an neuen Songs zu arbeiten. Je dunkler es wurde umso konzentrierter haben wir an den Songs gearbeitet – haben uns ein paar Drinks aufgemacht und gemeinsam musiziert.

Im Vergleich zu eurem letzten Album ist "IN DREAM" mehr synth-lastig. Absichtliche Entscheidung?

TS: Es war eine Weiterentwicklung.

RL: Ich finde dieses Album hat mehrere verschiedene Seiten. Manche Songs sind sehr stimmungsvoll wie „No Harm“ oder „The Law“ und dann gibt es diese düsteren Pop-Hymnen wie „All The Kings“ und „Our Love“. Es gibt aber auch diese sehr traditionellen Songs wie „Life Is A Fear“ oder „Forgiveness“ die auch auf einigen unserer anderen Platten sein könnten.
TS: Wir haben uns kein klares Ziel gesetzt wie das Album klingen sollen. Der erste Song auf den wir uns fokussiert haben war „No Harm“ und das hat sich schnell wie ein wichtiger Song angefühlt- vor allem auch durch die Art und Weise wie die Keyboards klingen. Ich glaube dieser Song ist ein guter Anhaltspunkt aus welcher Richtung dieses Album kommt.

R.E.M, U2 und The Cult waren Anhaltspunkte für euer letztes Album. Wie hat sich das dieses Mal verändert?

TS: Mit unserer letzten Platte mussten wir wieder als Band zusammenfinden – Chris war weg und wir hatten die zwei neuen Jungs an Board, das war eine Veränderung. Mit diesem Album haben wir verschiedene Referenzpunkte herangezogen, offensichtlich auch elektronische Sounds. Für mich fühlt sich IN DREAM wie der nächste Schritt nach unserem dritten Album an. Ich denke in einigen Jahren wird unsere vierte Platte als die etwas „eigene“ in der Reihe wirken.
RL: Wir sind immer umgeben von Musik, wir haben ziemlich viel Michael Prince gehört (Entanglement) und erst kürzlich war ich in Platten einkaufen und habe mir eines von Erased Tapes geholt wie zum Beispiel Olafur Arnalds und Nils Frahm.

Ihr habt das Album selbst produziert und Alan Moulder hat es für euch gemischt. In letzter Zeit hat er vor allem mit elektronischen Acts zusammengearbeitet – habt ihr ihn deshalb ausgewählt?

RL: Wir hatten ihn schon ziemlich lang auf dem Schirm.
TS: In gewisser Weise war es eine sehr offensichtliche Wahl, ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass wir nicht schon viel eher mit ihm zusammengearbeitet haben. Nachdem wir ein Monat lang in Schottland gearbeitet hatten waren einige Songs fertig zum mixen und wir dachten uns „Wenn Alan es machen möchte, lasst es uns doch probieren – wir haben nichts zu verlieren“ . Was wir zurückbekommen haben war die perfekte Balance zwischen rauem und polierten Sound und für uns war klar das Alan das Album fertig mixen sollte.

Rachel Goswel von Slowdive hat am Album mitgearbeitet – wie kam es dazu?

RL: We are massive Slowdive Fans und auf unserer ersten “Splitter”-Tour lief ständig Souvlaki. Wir haben erfahren, das Rachel auch ein Fan von uns ist und als sich Slowdive wieder zusammengefunden haben waren unsere Manager involviert – so kam der erste Konktat zustande. Seit dem dritten Album wollten wir bereits ein Duett machen aber es hat nie wirklich geklappt. Sie hat mit Mojave Three an einigen Alben gearbeitet aus dem sich ein anderes Projekt mit Justin ergeben hat und deren Super Indie Group Minor Victories.

Wie war es mit ihr zu arbeiten?

TS: Sehr gut! So lange man ihr Gin gibt ist alles gut! (lacht)
RL: Wir haben sich nach Schottland eingeladen und sie hat einige Songs gesungen, es hab einen weiteren namens „Oh My World“ der es nur um haaresbreite nicht aufs Album geschafft hat.

Thematisch wirkt das Album nach Leiden und Wiedergutmachung, Furcht und Hoffung – würdet ihr dem zustimmen?

TS: Ja das kann man schon so sagen. Es wirkt sehr natürlich – nicht erzwungen oder zu durchdacht. Es braucht Zeit und die richtige Einstellung – dann kommen die Bilder einfach zu einem. Jeder fragt mich ob ich ein glücklicher Mensch bin – und das bin ich, ich denke einfach nicht, dass man traurig sein muss um traurige Songs zu schreiben. Auf der anderen Seite muss ich jedoch sagen das jeder seine Demonen hat, oder „dunkle Seite“, jeder hat Dinge erlebgt und für mich ist es einfach sich in derartige Situationen hineinzuversetzen und dadurch Inspiration für meine Texte zu bekommen.

Warum dann der Albumtitel „IN DREAM“

TS: Die meisten Songs beziehen sich auf das Träumen oder Träume generell. Ich habe erst am Ende des Albums gemerkt, dass dieses Thema alle Songs in gewisser Weise verbindet.

Habt ihr etwas als Band dazugelernt oder habt ihr diese Phase schon lang hinter euch gelassen?

TS: Nein haben wir nicht – es ist erst unser zweites Album als Quintett. Die Dynamik und die Art wir wir zusammenarbeiten ist realtiv neu für uns, wir sind in gewisser Weise immer noch in unserer „Honeymoon“ Phase. Aber wenn es zum Lernprozess kommt ist es schön, dass das alles gemeinsam passiert und stammt auch von der Tatsache, dass wir gemeinsam produzieren. Wir haben gelernt an uns selbst zu glauben und harte Entscheidungen selbst zu treffen – in der Vergangenheit hat das immer jemand anderer für uns gemacht – ein Flood or ein Jacknife Lee. Dieses Mal haben wir alles selbst navigiert und haben die Antworten selbst gefunden.

Was steht das restliche Jahr noch an?

RL: Wir starten im Oktober zu touren. Wir haben eine grosse UK Tour gefolgt von einer größeren Europa Tour und werden nächstes Jahr vermutlich auch in Amerika touren. Und dann kommen auch die Festivals die wir dieses Jahr absichtlich ausgelassen haben.
TS: Ich freue mich darauf die Songs zum ersten Mal live zu spielen sobald das Album veröffentlicht ist. Sie werden nicht alle sofort ins Set passen, manche passen nicht so richtig, aber wir werden auf jeden Fall einige neue Songs spielen.

Seit eurem Debüt sind 10 Jahre vergangen hat sich eure Motivation über die Jahre verändert?

RL: Nicht wirklich , wir sind immer noch aufgeregt wenn irgendetwas zum erstem Mal funktioniert, wie zB als wir in Schottland waren und „No Harm“ gemacht haben. Diese Gefühle verändern sich nicht wirklich.
TS: Es ist ein Adrenalinschub.
RS: Die Motivation hat sich nicht geändert, aber wenn wir wir unterwegs sind, sind wir nicht mehr die schüchternen 19jährigen Jungs – wir gehen raus und unterhalten und das ist eine gute Sache – man lernt über die Jahre.
TS: Als wir angefangen haben waren wir noch um einiges angespannter, das hatte zum Teil auch mit mir zu tun – ich bin in der Zwischenzeit viel entspannter. Jetzt haben wir auch viel mehr Wissen wenn es um Songwriting und Pop Songs geht und wie man verschiedene Dinge aus einem Song holen kann und diese Dinge funktionieren nicht wenn man sich nur auf sein Bauchgefühl verlässt.

Und habt ihr sonst noch irgendwelche herausragenden Ziele?

RL: Ich hoffe Aston Villa schiesst ein paar Tore! Nein, ich würde gerne nach Süd-Amerika.
TS: Ja das würden wir wirklich gerne – haben wir bis jetzt noch nicht hinbekommen. Am nähestens dran waren wir mit Mexiko und das Publikum dort ist wirklich cool.

Oktober 2015