LaBrassBanda

Interview

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Nach Konzerten rund um den Globus fanden LaBrassBanda auch in ihrer Heimat Deutschland die Aufmerksamkeit die sie verdienen. Nach ihrem 2014 veröffentlichten fünften Album “Kiah Royal” interpretieren die Chiemgauer ihr bis dato erfolgreichstes Album “Europa” neu, dieses mal “in Dub". Wir haben Bandmitglied Manuel da Coll aka Cpt. Yossarian getroffen um über London, Kühe und Zukunftspläne zu sprechen.

Hallo Manuel, wie kam es zu der Idee das Album?

Servus! Das Europa in Dub Album ist eine Art Weiterführung meiner ersten Dub Kassette, die 2012 erschienen ist. Beim Aufnehmen des Albums Europa haben wir damals etliche Umwege auf dem Weg zur fertigen Produktion beschritten und ich hatte immer das Gefühl, dass in den Songs noch ganz viel steckt, was es nicht auf das Album geschafft hat. So gibt es jetzt zum Beispiel eine Version von "Z´spat dro" - dem eigentlich schnellsten Stück auf der Europa Platte - die jetzt wunderbar entspannt daher kommt und so vielleicht unserem Gemüt sogar besser entspricht, als die Originalversion..

Franz Ferdinand waren 2015 nicht nur mit Sparks im Studio sondern auch mit LaBrassBanda wie
kam es dazu?

Naja, ehrlich gesagt aus einem sehr profanen Grund. Nach unserer Show in London im Frühjahr wollten wir nach der Sperrstunde noch gemütlich zusammensitzen und da hat uns Nick McCarthy dann in sein Studio eingeladen. Wir haben dann spontan in der selben Nacht ein paar Tracks in kleiner Besetzung, also nur Drums, Percussion und Bass aufgenommen. Das aber war der Startpunkt für das neue Dub Album.

Diese Zusammenarbeit hat also euer Interesse an Reggae und Dub wachsen lassen - wieviel Reggae konntet ihr von Alex Kapranos und Co mitnehmen? Ich persönlich hätte ihnen jetzt nicht soviel jamaikanische Beats zugetraut…

Oh doch, da schlummert einiges. Das Studio selbst ist sowohl technisch als auch einrichtungsmässig total Kingston/Jamaica 1972…

Wenn man die beiden Alben miteinander vergleicht, erkennt man viele der Songs gar nicht mehr wieder, warum also nicht komplett neu benennen?

Das Dub Album sehe ich als Version des Europa Albums. Wahrscheinlich hätte das Europa Album genau so geklungen, hätten wir es im Sommer aufgenommen und nicht im Winter.

“Europa in Dub” kommt auch so gut wie komplett ohne Vocals aus. Wieso wolltet ihr es nicht als eigenständiges Projekt veröffentlichen?

Ich glaube es wäre nicht korrekt zu behaupten, dass das Album komplett aus eigenständigem, originären Material bestünde. Das ist ja auch zu keiner Zeit der Plan gewesen. Ich bin eben grosser Fan von Versionen bzw. der Idee des Remix und finde dass Songs gerade durch die Interpretation durch unterschiedliche Musiker oft an Substanz gewinnen. Ein neues LaBrassBanda Album ist ausserdem für Ende 2016 anberaumt.

Wie sieht also das Endprodukt dieser London beeinflussten Reggae Platte aus für alle die die Musik von LaBrassBanda noch nicht so gut kennen?

Ich finde, dass eine große Stärke von instrumentaler Musik darin liegen kann, dass sie durch die fehlenden Gesangsparts Sprachbarrieren hinter sich lässt. Der Zugang zu LaBrassBanda erschließt sich so vielleicht noch einem ganz anderen Publikum. Wir haben ja schon immer diesen internationalen Anspruch, den uns in Deutschland ja wenige abnehmen. Hier sind wir die mit den Lederhosen und werden da sofort in ein Klischee gesteckt. Uns macht das dann wahnsinnig Spaß zu sagen, schauts her, wir waren gerade wieder in England, Vorband von „The Damned“ und das uns dort kein Arsch nach dem Thema „Heimat“ gefragt hat sondern allein die Musik und die Leistung auf der Bühne zählt macht uns glücklich.

England scheint euch ja seit euren Anfängen zu begleiten, die BBC war der erste Sender der eure Musik spielte habt ihr in der Zwischenzeit eine ganz besondere Beziehung zu Großbritannien?

Ja, in der Tat waren einige unser ersten Konzerte in England. Wir sind auch immer wieder hingefahren. Stichwort Bildungsreise. Für Pop-Musik ist das eben immer noch einer der wichtigsten Orte und so langsam kommen wir auch mit dem Bier zu Recht…

In der Zwischenzeit spielt ihr Headliner-Slots auf den bekanntesten Festivals Deutschlands, von hochpolierten Pressefotos oder Starallüren fehlt aber jede Spur. Wie schafft ihr es komplett ihr selbst zu bleiben und euch nicht zu verbiegen?

Das sind eher "Stallallüren" bei uns…wir haben da einfach Glück, dass viele Leute uns so mögen wie wir sind. Anders ginge es nicht, da fehlt uns jegliches Talent.

Euer Album “Kiah Royal” wurde in einem Kuhstall aufgenommen wie kann man sich das vorstellen? Habt ihr euch einfach ein paar Kühe umpositioniert um euer Equipment unterzubringen?

Das war ja ein Freilauf Stall und es war interessant zu sehen, wie die Kühe bei den unterschiedlichen Musikstilen verhalten. Jetzt wissen wir, es gibt Reggae Kühe, Hip Hop Kühe, Rock Kühe, - eigentlich wie vor einem normalen Publikum, bloß subtiler im Applaus.

Wie war es generell neben Tieren aufzunehmen? Kühe sind ja bekanntlich sehr sensible Tiere,wie haben sie auf euch reagiert?

Wenn man genau hinhört, kriegt man da so einiges an Atmosphäre mit. Interessant war, dass sich nach etwa einer halben Stunde ein leichtes Methan-High eingestellt hat. Der Bauer vom Hölltal-Hof hat uns übrigens noch bestätigt, dass die Milch Qualität nicht gelitten hat und die Kühe sehnsüchtig auf eine Fortsetzung warten.

Von Franz Ferdinand, Auftritten quer über den Globus von Afrika bis Russland, bei welchem Publikum fühlt ihr euch am wohlsten? Oder in welchen Land wird eure Musik (vielleicht überraschend) besonders gut aufgenommen?

Schön ist, dass man diese Frage so nicht beantworten kann. Die Musik wird so aufgenommen wie wir sie vermitteln. Da gibt es auch in Bayern mal Schwankungen. Grundsätzlich macht beides grossen Spaß, sich ein Publikum zu erspielen und auch Erwartungen gerecht zu werden.

Wird es in der Zukunft eine Zusammenarbeit ala FFS mit euch und Franz Ferdinand geben? Oder mit einer anderen Band?

Das steht in den Sternen, aber unsere Bereitschaft ist auf jeden Fall da. Das könnte auch ein Thema für die nächste Platte werden. Damit meine ich nicht zwingend Franz Ferdinand aber die Erfahrung bei der Kiah Royal Platte mit Stefan Remmler, Stoffl Well, Rocko Schamoni und dem Cpt. Sensible zusammen zu arbeiten hat uns schon sehr gefallen.

Was steht in den nächsten Monate bei euch auf dem Programm?

Wir touren jetzt noch weiter bis in den Herbst. Das Sziget Festival in Budapest wird sicher wieder ein Highlight. Übrigens kommt das Europa in Dub Album ja auch in limitierter Auflage auf Kassette raus. Diese ist aber nur bei unseren live Konzerten erhältlich. Die Plattenfirma hat da keine passenden Briefumschläge glaube ich…

Juli 2015