We Butter The Bread With Butter

Interview

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Was als "Kinderzimmerprojekt" begann hat sich in der Zwischenzeit etabliert - USA Tour inklusive. Wir haben Gründungsmitglied Marcel Neumann zum Interview getroffen um mit ihm über ihr neues Album "Wieder geil", ihren Erfolg im Ausland und ihren Neuanfang ohne Major-Label gesprochen.

Wie darf man “Wieder geil” verstehen?

Ich arbeite immer noch an einer kurzen Version für die Antwort. Im Prinzip war es so, dass wir im letzten Jahr eine richtig schwere Zeit hatten. Keiner hatte Geld und mit der Musik gab es keine große Zukunft. Da man sich aber so lange Zeit darauf fixiert hat, war bei jedem ganz schön was weggebrochen und man musste sehen, wie man klar kommt. Nach einer ungewollten Minipause haben wir uns aber dazu entschieden, nochmal ein Album aufzunehmen.
Und dann passierte irgendwie etwas, was ich bis heute nicht so richtig erklären kann. Schon am ersten Tag war alles fett. Alles war geil und hat Spaß gemacht. Das Feuer wie beim ersten Album war sofort wieder da. Wir haben uns wahrscheinlich so sehr auf andere Sachen konzentriert, dass man vergessen hat, wie cool es eigentlich ist, zusammen einfach Musik zu machen. Deshalb sind die Songs auch so, wie sie sind. Einfach nur das machen, worauf man Bock hat und nicht zu viel Nachdenken. Dazu kam noch, dass wir die meisten Sachen wieder selbst in der Hand hatten, um selber Pläne zu machen, die einem gefallen. Als das Album dann fertig war und wir es das erste Mal durchgehört hatten (gerade in Bezug auf die Zeit vorher) viel sofort der Satz: "Jetzt sind wir endlich wieder geil!". Das war es! Das war der Albumname. War natürlich zu lang und darum wurde daraus WIEDER GEIL!

Wenn man sich eure Bandgeschichte ansieht, ist sehr viel passiert in den letzten Jahren - wie fühlt es sich für dich an, die Band so wachsen zu sehen?

Es ist einfach jedes Mal wieder eine krasse Überraschung für mich zu sehen, was aus so einem Kinderzimmerprojekt werden kann. Natürlich steckt eine Menge Arbeit und viel Herzblut darin, aber wie bei jeder Band gehört einfach eine Menge Glück und vor allem geile Fans dazu. Als wir damals neben dem Studium die ersten Songs aufgenommen haben, hätten wir natürlich niemals gedacht, damit mal durch die Welt zu touren oder überhaupt so viel Anklang zu finden. Fett!!

Ich würde gerne kurz über eure Anfänge sprechen - wie entstand “WBTBWB”?

Das ist eigentlich ganz simpel - wir haben gern harte Musik gehört, aber vieles war uns auf Dauer zu monoton. Also wollten wir mal versuchen, unsere eigene Version davon zu machen und haben moderne Sounds und Elektroeinflüsse dazu gepackt. Als das nicht genug war, kamen noch Orchestersachen dazu und Vocals mit besonderer Rhythmik. Einen größeren Plan gab's dahinter nicht - außer das zu machen, was grad am meisten Bock macht.

Zu Beginn eurer Karriere wart ihr noch sehr jung - wie haben eure Eltern auf plötzliches Touren etc reagiert?

Da gab's natürlich jede Menge Angst, frei nach dem Motto: "Junge, mach lieber was Vernünftiges". Das war aber nur aus Angst, weil man so viele Klischee-Storys von Rockmusikern, die lange unterwegs sind, kennt. Ich habe unfassbar viel Unterstützung genossen und ohne meine Eltern hätte es die ersten beiden Alben wahrscheinlich auch nie gegeben. (Allein weil wir ohne Mama's Verpflegung verhungert wären!) Mittlerweile sind sie ziemlich stolz darauf, zu sehen, was man selbst erreicht hat und wieviel man durch die Musik schon sehen konnte von der Welt.

Wie geht ihr heute an neue Musik heran?
Gab es eine Art Leitfaden (musikalisch, textlich oder stimmungsmässig), den ihr verfolgen wolltet?


Wir gehen wie in der ersten Sekunde an unsere Songs heran - wir nehmen direkt auf! Wir wollen immer sofort in die Rolle des Hörers unserer Musik schlüpfen. Instrumental steht zuerst im Vordergrund, da es neben viel Geknüppel und Schreivocals vor allem auch ein guter Song sein soll mit Melodien, die man wiedererkennt. Danach hören wir, wie der Song klingt und schreiben dazu passend den Text auf die Silben, die wir vorher festlegen. In allen Schritten lassen wir uns dabei alle Freiheiten der Welt und engen uns nicht ein mit Sachen "die man doch in so einer Musik nicht machen kann". So in etwa entsteht unsere Musik und deshalb wird's von Album zu Album etwas Neues.

Kurz vor eurem letzten Album habt ihr euer altes Label verlassen und habt quasi nochmal von Vorne begonnen - wie bekommt euch diese Eigenständigkeit?

Unfassbar gut! Wir sind natürlich total stolz und froh auch mal ein Album über ein Majorlabel released zu haben. Welcher Musiker träumt da nicht von. Allerdings wollten wir viel mehr als möglich war und haben uns dadurch selbst verändert. Zum ersten Mal haben wir uns Druck gemacht und wollten die nächste große Arena Rockband werden. Da ging der Spaß etwas verloren und diese Gedanken haben uns zu sehr beeinflusst. Jetzt wo wir uns wieder auf eigene Faust bewegen mit einem neuen Team hat das ganze viel mehr von dem, was uns bisher immer ausgemacht hat.

Ihr seid eine der wenigen deutschsprachigen Bands, die auch im englischsprachigen Ausland erfolgreich ist - inwiefern ist das Publikum im Ausland anders?

Es ist megaspannend zu sehen, wie Menschen aus anderen Länder Musik wahrnehmen, schätzen, lieben und welchen Stellenwert es hat. In Russland gibt's zum Beispiel immer die totale Ekstase! Dort finden auch die längsten Autogrammstunden statt, weil es dort einen riesen Wert hat dem Musiker auch so zu begegnen. Amerika ist auch so ein Partyvölkchen. Da haben wir wahrscheinlich auch den größten Exotenstatus. Für Deutschland wünschte ich mir manchmal auch, dass Leute auf Konzerten mehr vom Alltag loslassen könnten. Hier gibt's geile Shows, aber auch viele Leute, die im hinteren Teil des Saals lieber alles aus der Ferne bewerten wollen. Dennoch schlägt hier wiederum die Festivals nix. Allerdings touren wir hier in Deutschland am liebsten, weil das Catering bei weitem am besten ist!

Fühlt ihr euch stärker mit den deutschen oder englischen Bands verbunden?

Viele Bands mögen uns nicht, haha!
Das lag lange Zeit daran, dass wir völlig missverstanden wurden. Wir sind einfach ganz schön harmlos und recht normale Typen. Eben nicht die tätowierten Rocker, die von Tag zu Tag hintrotten. Leider kommt das oft so rüber, als würden wir uns nur mit uns selbst abgeben oder hätten schlechte Laune. In Wirklichkeit wissen wir nur oft nicht mit der Situation umzugehen.

Wie seht ihr dem deutschen Musikmarkt momentan? Vor allem auch euer Genre?

Ich denke, es hat sich da in den letzten Jahren enorm was getan - im positiven Sinne. Moderner Metal ist schon lang keine Randgruppenmusik mehr. Es ist erstaunlich, wie schnell heutzutage junge Bands normale Konzerte spielen. Dort ist die Releaseshow zum ersten Album schon schnell mal mit 250 Leuten ausverkauft. Und dann direkt auf die ersten Festivals. Das ist doch Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass das früher nicht möglich war, weil man sich erst mal von 5 auf 15 und dann auf 30 Besucher steigern musste pro Show.
Gerade in Deutschland waren wir eine der wenigen ersten Bands dieser Musikrichtung und da war es noch ziemlich schwer, Leute davon zu überzeugen, was Unterstützung angeht. Aber irgendwie haben wir uns Stück für Stück durchgeboxt.

Was sind eure Pläne für 2015?

Der Plan ist, nicht mehr so viele Pläne zu machen. Wir wollen viele Videos rausbringen und das Album so gut es geht verteilen und coole Festivals spielen. Im Herbst wollen wir mit dem Album ein bisschen touren, weil die neuen Songs live echt Spaß machen. An sich wollen wir uns aber am Ende des Jahres schon wieder ans Songschreiben setzen, weil wir mit dem neuen Album echt etwas wiederentdeckt haben, was wir jetzt fortführen wollen!

Mai 2015