Metronomy

Interview

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Joe Mount spricht über den Nachfolger seines Lo-Fi Albums "Nights Out".

Summer 08 handelt von der Zeit direkt nach der Veröffentlichung eures Albums „Nights Out“ – warum habt ihr euch auf diesen Zeitraum fokussiert?

Es war nicht zwingenderweise der Startpunkt, aber es war eine gute Möglichkeit viel mit wenig zu sagen (lacht) Es war das Jahr in dem alles so richtig in die Gänge kam mit Metronomy. Night Out wurde veröffentlicht und ich wurde von „jemand in einer Band“ zu „jemand der etwas aus einer Band machen will“. Wir sind viel gereist, waren oft von zu Haus weg und haben interessante Leute kennengelernt. Seit dem ist dieser Lifestyle gleich geblieben wenn du versteht was ich meine.

Wie du schon erwähnt hast war diese Zeit von extremen Veränderungen geprägt. Welche davon waren besonders schön und welche eine Herausforderung?

Ich glaube es ist eine Erfolgsgeschichte, also lief es sehr gut für uns (lacht) Natürlich ist es schwer solange von der Familie getrennt zu sein, aber ironischerweise leben wir genau das wovon wir geträumt haben. Es ist fantastisch.

Summer 08 ist ausserdem die Rückkehr von Metronomy als Solo Projekt. War das ein schwieriges Gespräch mit den restlichen Bandmitgliedern?

Nein überhaupt nicht . Ich habe nicht gesagt „Leute, ich möchte eine Pause“, sonder „Ich würde gerne so schnell wie möglich eine Platte veröffentichen, aber ich glaube nicht das wir so schnell wie möglich wieder touren wollen“. Es ist lustig weil es war keine Absicht die Sache so aussehen zu lassen als wäre es jetzt ein Soloprojekt. Ich denke weil wir dieses Jahre nicht touren und nur ich über das Album sprechen wirkt es als hätte ich den Rest abgeschossen oder so (lacht) was absolut nicht der Fall ist. Auf manchen der anderen Platten bin fast nur ich involviert und auf der letzten haben wir alle viel eingespielt – ich sehe es als „offene Beziehung“.

Ich denke ich wollte schlicht ein Album mit einem ähnlichen Vibe machen wie meine ersten beiden Alben, weil ich das gewohnt bin und es schneller geht. Der einzige Unterschied zwischen diesem Album und Love Letters ist die Tatsache das nicht wirklich jemand anderer auf dem Album ausser mit vertreten ist. Also ist es nicht mehr oder weniger Solo als das letzte Album aber gekoppelt mit dem Fakt das das ich nicht toure macht es das Ganze vermutlich in gewisser Weise besonders. Aber ich glaube wir allen genießen die Tatsache mal etwas mehr Zeit zuhause zu verbringen, mir inklusive.

Beinflusst die Tatsache, dass man mit einem Album nicht auf Tour geht den kreativen Prozess?

Ja auf jeden Fall! Absolut! Ich finde jeder sollte auf diese Art und Weise Alben machen, ohne darüber nachzudenken wie man das Ganze live umsetzt oder auf Tour nehmen kann – es macht einen um einiges freier. Schon alleine von einer praktischen Heransgehensweise ist es unheimlich befreiend. Es ist schwer heutzustage Musik zu machen ohne über solche Dinge nachzudenken.

Wir lieben es auf Tour zu sein aber die Erwartungen an einen wieivel Zeit man für die Tour und die Promotion aufwenden muss sind schlicht mühsam. Würde man irgendeine Band fragen ob sie das Touren lieben würden sie ja sagen aber vermutlich auch „ja wir touren etwas zuviel“ . Niemand in Metronomy hasst es aber wenn man es übertreibt kann man sich einer sehr unangenehmen Position wiederfinden, versteht du? Es kam Gott sei Dank noch nicht so weit aber es ist einfach angenehm etwas mehr Luft zum Atmen zu haben.

In der Presseaussendung zu Summer 08 steht du wolltest „zehn Tracks, geradeheraus, upbeat schreiben. Einen Knaller nach dem anderen ohne viel darüber nachzudenken“ – Was meintest du damit?

Ich wollte einfach sehr frei und leicht an das Konzept herangehen. Ich wollte ein paar Pop-Songs schreiben und sie tanzbar verpacken. Ich wollte, dass man das Album sofort genießen kann. Mir ist bewusst, dass die letzten beiden Alben etwas nachdenklicher waren und Leute mussten sich darauf einlassen um sich die Musik anzuhören. Dieses Mal wollte ich das man das Album anmacht und entweder mag oder nicht mag ohne es groß zu analysieren.

Gab es Referenzpunkte für das Album? Hörst du dir andere Musik an während du an Musik schreibst?

Nicht bewusst, aber die Musik die ich mir private anhöre ist nicht die selbe die ich mache. Ich habe mit Ash Wormann zusammengearbeitet der auch die letzten drei abgemischt hat und wir spielen uns oft Songs vor die wir gute finden vor. Aber immer Songs wie Taylor Swift oder ähnliches. Es ist nie wirklich von unserem direkten musikalischen Umfeld.

“Mick Slow” klingt wie die Fortsetzung zu “Side Two” und die Vocals von „Back Togehter“ klingen wie „A Thing For You“ - sind diese musikalischen Referenzen zu „Night Out“ Absicht?

Sie sind absichtlich aber sie sollen nicht zwingend eine „Erinnerungsnote“ sein. Es ist etwas das ich instinktiv tue auch wenn ich diesen Instink bei den letzten Alben etwas gedrosselt habe. Als ich die Platte aufgenommen habe, dachte ich auf jeden Fall „Shit, ich muss wieder so Musik machen wie früher, und nicht alles überdenken. Daher kommen auch diese Vocalparts mit sehr hoher Stimme. Ich kann mir nicht helfen, es ist auch eine Annerkennung aller Leute mit denen wir seit Nights Out arbeiten. All diese Menschen sind jetzt auch acht Jahre älter also ist es eine gemeinsame Erinnerung.
Summer 08 ist zudem selbstsicherer, die grüberlischen Songs sind grüblerischer als wenn ich sie für Nights Out geschrieben hätte. Es ist eine reifere Version dieser Platte. Es ist immer noch der selbe Menschen hinter den Platten aber ich bin schlicht älter geworden (lacht).

Kannst du uns mehr über „Love’s Not An Obstacle“ erzählen?

Der Song ist zusammen mit Melody [Prochet] von Melody’s Echo Chamber entstanden. Sie hat an ihrem neuen Album gearbeitet und kam bei mir vorbei um an ein paar Songs zu arbeiten. Wir haben einiges aufgenommen, unter anderem „Love’s Not An Obstacle” dessen Main Loop schon seit Ewigkeitne auf meinem PC war. Ich habe ewig nichts von ihr gehört und dachte mir "Ah Shit, ich mag den Song ich würde ihn gerne für mich verwenden, ausser sie mag ihn jetzt doch."

Auf jeden Fall dachte ich mir einfach ich zieh das mit dem Song durch und mache einen süßen Longsong um dem es eigentlich ums herumvögeln geht. Die Attitüde des Songs ist ein bissichen wie von einem schmierigen Typ der zwar super romantisch ist aber auf eine perverse Art. Ich habe viele Leute getroffen die auf die Beschreibung passen und es ist auf jeden Fall etwas das man oft auf Tournen findet: clevere aber ziemlich manipulative Typen die es einfach genießen die Herzen von Mädchen zu brechen.

Robyn ist mit „Hang Me Out To Dry“ auch auf dem Album vertreten – kanntet ihr euch vor der Zusammenarbeit?

Ja, wir kannten uns. Wir kennen uns seit Jahren und ich hab hin und wieder mit ihr gearbeitet. Das Original des Song hatte einen Refrain im Stil von „A Thing For Me“ aber ich hatte das Gefühl er verdient mehr als nur mein Versuch ein Mädchen zu sein, also habe ich mir ein echtes gesucht (lacht) Und ich hatte endlich eine Gelegenheit Robyn zu fragen ob sie auf einen Song singen möchte. Ich liebe ihre Stimme – sie ist einfach einzigartig in der Popmusik.

Vor einigen Jahren hast du am Nicola Roberts Album gearbeitet. Hast du noch sonstige Projekte als Produzent am kochen?

Hm, naja ich versuche mehr mit Robyn zu arbeiten. Und Nicola Roberts und ich arbeiten tatsächlich an einem weiteren Album. Aber momentan bin ich trotz allem hauptsächlich mit Metronomy beschäftigt und habe keine große Eile an anderen Dingen zu arbeiten. Aber wenn ich die Zeit habe und das Timing stimmt werde ich mir natürlich eine gute Gelegenehit nicht entgehen lassen.

Wenn du dich an die Zeit vor Nights Out erinnerst, unterscheiden sich eure damaligen Hoffnungen und Träume von dem was ihr schlussendlich erreicht habt?

Es ist schwer zu sagen weil sich meine Erwartungen sehr schnell verändert haben. Es hat immer auch mit Selbstsicherheit zu tun. Und auch wenn man das Gefühl hat man hat ein Potential, glaubt man es erst wenn auch andere Leute beginnen an dich zu glauben. Ich denke, nachdem „Nights Out“ veröffentlicht wurde dachte ich zu mir selbst „Wow, ich kann das. Und ich kann das so weiterführen wie ich will weil ich Kontrolle darüber habe.“ Also ich ja ich denke meine Erwartungen stimmen überein auch wenn „The English Riviera“ alles übertroffen hat. Aber ich sehe alles was bis dato passiert ist als positiv. Ich habe unfassbares Glück eine Karriere zu haben.

Juli 2016