The Love Bülow

Interview

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Wir haben Sänger Falk zum Interview getroffen und mit ihm über seinen Ausflug in die Schlagerszene, Indie Rap und das Leben als Musiker gesprochen. 10.04 - Album Release

Gratuliere zu Album Nummer drei! Ihr zeichnet euch besonders durch den Einfluss verschiedenster Musikrichtungen aus, welche Künstler haben euch denn am meisten beeinflusst?

Danke. Wir sind ganz stolz und können es selbst noch gar nicht recht glauben. Es sind tatsächlich weniger spezielle Künstler, als vielmehr die unterschiedlichen Genres in denen wir zu Hause sind, die unseren Sound so vielseitig machen. Vom Rocker bis zum Jazzer ist bei uns ja alles dabei. Ich hab früher nur HipHop gehört. Wenn da dann jeder gleichberechtigt an den Songs mitschreibt dann kommt anscheinend IndieRap bei raus (lacht) Wir haben über die Jahre aber auch einen Stil gefunden, der sehr homogen klingt, trotz all dieser unterschiedlichen Einflüsse, das neue Album klingt daher wirklich sehr erwachsen und rund und ist mit Abstand das Beste, was wir je an den Start gebracht haben.

Ihr nennt eure Musik ja selbst „Indie Rap“ – für alle die The Love Bülow noch nicht kennen, was kann man sich darunter vorstellen?

Rap ist das, was die Songs zusammen hält. Hinzu kommen sehr eingängige Hooks von unserem Sänger Michél und teils funkig/soulig, teils sehr elektronische Instrumentals. Alles in allem schämen wir uns nicht dafür unsere Musikrichtung auch schlicht und einfach als Pop zu bezeichnen. Wir bringen Liebe ins Land!

Independent zu sein und zu bleiben ist euch besonders wichtig – das neue Album habt ihr mit einer Crowdfunding Aktion finanziert – wie hat das für euch funktioniert?

Wir wussten, dass wir eine besonders aktive Fangemeinde in unserem Rücken haben. Leute die uns seit Jahren unterstützen. Trotzdem war die Summe von 20.000€ für die Produktion des neuen Albums natürlich eine echte Ansage. Als wir die Summe dann kurz vor Ende der Aktion zusammen hatten war uns klar: Jetzt müssen wir abliefern und das hat uns mega angespornt. Die meisten da draußen wissen ja gar nicht was es bedeutet eine Platte zu machen, was da alles so dran hängt. Umso stolzer sind wir nun, dass wir das alles ohne großes Label im Rücken durchgezogen haben, dass Einfluss auf die Musik ihrer Künstler nimmt. Was man auf Leuchtfeuer also hört ist 100% Love Bülow!

Von Zauberunterricht, bis zum Gitarrengurt bis zu Videobotschaften und Gutenachtgeschichten habt ihr alles angeboten – was kam bei den Fans besonders gut an? Habt ihr die meisten Aktionen schon eingelöst?

Wir haben bis auf die Versendung der Alben und Poster alles eingelöst, das war uns wichtig. Crowdfundig ist zwar eine Vorfinanzierung, aber die Leute, die an einen glauben, möchte man ja auch nicht unnötig warten lassen. Auch mit der Album-Produktion waren wir fix. Zwischen dem Erreichen des Crowdfunding-Ziels und der fertigen Platte liegt weniger als ein halbes Jahr.

Aus eigener Erfahrung, denkt ihr diese Art der Finanzierung wird in der Zukunft viel öfter stattfinden?

Crowdfunding ist die ehrlichste Form der Marktwirtschaft. Gerade für die Produktion von Platten ist es eine megagute Sache, da man den Leuten die Wahl gibt: Möchtest du dieses Album? Dann werde Teil davon und sei nicht nur Streamer! Wenn man aber nicht die erhoffte Teilnahme seiner Fans erfährt muss man sich natürlich auch mit dem Thema Scheitern auseinandersetzen. Das gewisse Risiko hat immer auch einen Reiz.

In dem Zusammenhang habt ihr auch einen offenen Brief an eure Fans verfasst um auf die Schwierigkeiten junger, eigenständiger, Bands hinzuweisen – gab es einen bestimmten Anlass dafür? Und wie waren die Reaktionen?

Wie schon beschrieben ist den wenigsten da draußen bewusst, was es bedeutet Musik zu machen. Das ist auch okay so, denn Musik soll in erster Linie unterhalten. ABER: Niemand kommt auf die Idee im Supermarkt nicht für das zu bezahlen, was er im Korb hat, warum ist es dann so selbstverständlich geworden Musik gratis zu beziehen? Hinter einem MP3-File steht immer eine Gruppe an Menschen, die Zeit, Geld und Liebe investiert haben und wenn man diese Musik liebt und möchte, dass genau diese Menschen weiter musizieren, dann muss man sie darin unterstützen. Nicht nur mit einem Like auf Facebook, sondern auch mit Geld.

Als Band die sich viel damit auseinandersetzt wohin wird sich eurer Meinung nach der Musikmarkt hinentwickeln?

Die Zukunft ist das Live-Geschäft. Den Streaming-Prozess kann man nicht stoppen, also muss man es schaffen, die Leute mit seiner Musik so anzufixen, dass sie sie Live erleben möchten. Bands, die also nicht wirklich Bock haben viel unterwegs zu sein werden es zukünftig immer schwerer haben. Ich hoffe ja immer noch, dass die Radiostationen mutiger werden und auch mal wieder Songs mit Kanten spielen, denn Radio ist nach wie vor das Medium um Bekanntheit zu generieren.

Würdet ihr sagen in letzter Zeit lässt sich ein Trend zu deutschsprachiger Musik feststellen? Oder findet deutschsprachige Musik einfach mehr Anklang?

Ich bin unheimlich froh darüber, dass deutschsprachige Musik mittlerweile ein fester Bestandteil der Radiolandschaft geworden ist. Dass sich das in den letzten Jahren vermehrt hat liegt aber auch daran, dass viel Gutes dazu gekommen ist. Wenn jetzt die Songs noch etwas weniger beliebig werden hat der Markt sich im Vergleich zu der Zeit in der ich angefangen hat wirklich positiv entwickelt.

Ihr scheint eine besonders starke Bindung zu euren Fans zu haben – gab es einen sehr einprägsamen „Fanmoment“ an den ihr euch gerne erinnert?

Jedes Konzert ist besonders, weil man immer auch auf bekannte Gesichter stößt. Wir sind immer wieder geflasht wenn Leute unseren Aufrufen folgen uns zu unterstützen, sei es mit einem Vote oder durch ihre Teilnahme bei Videodrehs. Wenn wir am Ende eines Konzerts „Menschen sind wie Lieder“ spielen und der ganze Saal aus vollem Herzen mitsingt bekomme ich jedes Mal aufs Neue eine Gänsehaut!

Irgendwelche Newcomer in der Richtung deren Aufstieg ihr mit Wohlwollen verfolgt?

Leider nicht wirklich. Leute: Macht mehr Indierap!

Falk, du warst als Kind mit Schlagergrössen wie Andrea Berg unterwegs – hast du irgendetwas aus dieser Zeit mitgenommen?

Alles! Diese Zeit war das Beste was mir passieren konnte. Ich habe gelernt, was es bedeutet Musiker zu sein, also Berufsmusiker, mit Reisen, Warten, Proben, allem Drum und Dran. Ich war von dieser Welt fasziniert und wusste was ich später werden möchte. Ich bin aber ganz froh, dass ich während der Pubertät das das Genre gewechselt habe.  Mittlerweile bin ich mit meiner eigenen Musik weiter gekommen als Viele derer, mit denen ich früher unterwegs war. Das ist ein verdammt gutes Gefühl.

Wo soll es mit The Love Bülow als nächstes hingehen?

Wir wollen in die 1. Liga. Wir haben zum ersten Mal die Songs und Partner, die man braucht, um eine Platte zu pushen. Wir haben alle Bock darauf von unser Musik zu leben und wir werden weiterhin so viel Live spielen wie möglich, weil es das ist, wofür wir das alles machen: Auf einer Bühne zu stehen und Menschen mit unserer Musik zu bewegen.

April 2015