James Morrison

Interview

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Vier Jahre sind vergangen seit "The Awakening" - eine Auszeit die er sich gegönnt hat um sich auf seine Famile zu konzentrieren und um sich selbst zu finden.

Vier Jahre vergingen seit deinem letzten Album. Hast du dir bewusst eine Pause gegönnt?

Ja auf jeden Fall. Einer meiner Freunde ist mit einer Band namens "Specials" aufgetreten, also hab ich dort vorbeigeschaut und Lynval [Golding] kam zu mir und meinte “Hast du nicht ein Kind? Du solltest dir eine Auszeit nehmen - ich habe mir nie frei genommen und heute bereue ich, dass ich nie Zeit mit meiner Tochter verbracht habe.” Das war irgendwie ein Knackpunkt für mich und hat einfach wahnsinnig viel Sinn gemacht: Ich versaue lieber meine Musikkarriere als meine Karriere als Vater. Also habe ich mir Zeit genommen um Zeit mit meiner Tochter zu verbringen und es war toll. Es war genau das was ich gebraucht habe.

Hattest du Angst vor der Pause?

Zu dem Zeitpunkt nicht. Das letzte was ich tun wollte war über Musik nachzudenken. Mit meinem letzten Album bin ich 18 Monate getourt, und ich stand komplett neben mir. Ich habe seit meinem 21. Lebensjahr durchgearbeitet, mein erstes Album ging durch die Decke, ich musste auf Tour, habe sofort im Anschluss an meiner zweiten Platte gearbeitet und dasselbe ging von vorne los. Während der Arbeit an meinem dritten Album verstarb mein Vater, also habe ich mir zwei Monate frei genommen aber danach musste ich sofort los um 1,5 Jahre zu touren...also ja. Ich hatte es bitter nötig eine zeitlang nicht über Alben nachzudenken und wieder mehr zu mir selbst zu finden, mich mit meiner Familie und Freunden zu beschäftigen und “normale” Dinge zu unternehmen.

Wann war für dich klar wieder ins Studio zu gehen? Gab es einen Song der den Weg geweist hat?

Der erste Song war Heaven To A Fool, ein ominöser Gospel-Song. Bevor ich mit der Arbeit begonnen habe wusste ich das Album sollte “düsterer” werden. Ich wollte den Teil von mir einfangen der durch schwierige Zeiten gegangen ist und nicht immer nur super positiv ist. In meinen Songs versuche ich immer positiv zu sein und ich nehme an das kann ab und zu auch etwas kitschig rüber kommen also wollte ich diese Perspektive auch zeigen.

Das hört man auf jeden Fall bei “Demons”. Kannst du uns mehr über den Song erzählen?

Es geht hauptsächlich um fehlende Selbstsicherheit oder das Gefühl das meine Erziehung mir bereits vorschreibt wie ich zu leben habe. Ich war ziemlich depremiert bevor ich an dem Album gearbeitet habe und ich habe eine “spirituelle Heilerin” aufgesucht die meinte ein böser Geist hängt an mir, und dass das der Grund ist warum ich mich schlecht fühle.

Ein böser Geist?

Ja, sie meinte ein Demon hängt an mir und obwohl ich mich als spirituel und weltoffen bezeichnen würde war ich spektisch. Sie hat es festgehalten, wie als ob man Luft angreift und gemeint es ist der größte Geist mit dem sie jemals umgehen musste, und dann hat sie alle Fenster des gesamten Hauses geöffnet um es raus zu bekommen. Und als es weg war habe ich mich sofort besser gefühlt. Es ist schwer zu erklären aber ich habe mich augenblicklich besser gefühlt und ich dachte nur “Wow, das muss real sein. Irgendetwas hat sich an mich geklammert und deshalb habe ich mich schlecht gefühlt und das war auch der Grund für meine negativen Gedanken. Plötzlich konnte ich das auch mit meinen eigenen Demonen assoziieren - mein Vater meinte immer es lag an den “Demonen” wenn er die Trinkerei nicht unter Kontrolle hatte. Es ist meine Art zu sagen “Nein! Mich bekommen diese Demonen nicht”.

Welche anderen Ideen und Botschaften wolltest auf Higher Than Here noch kommunizieren?

Ich wollte Leute ansprechen die ein bisschen verloren sind, und vielleicht auch ein bisschen gebrochen - ich will ihnen Trost spenden und und ihnen helfen wieder an sich selbst zu glauben um auch schwierige Zeiten zu überstehen. Ich versuche immer das große Ganze zu sehen, ich möchte das meine Songs jeden erreichen. Wenn ich Songs schreiben starte ich in einen kleinen Raum aber versuche es so weit auszubreiten wie möglich.

Aber ich möchte den Leuten nicht sagen was sie zu tun haben, ich habe nicht alle Antworten. Textlich setzte ich mich mit dem Bewusstsein auseinander das es mir sche**** geht, aber ich weiß das und versuche damit umzugehen. Es geht darum mit sich selbst ehrlich zu sein und auch mit seinen Makeln und über die Balance zwischen dem verloren und gefunden sein - man muss die schlechten Zeiten durchlebt haben um die guten zu geniessen.

Warum hast du “Higher Than Here” als Titeltrack ausgesucht? Hat dieser Song eine spezielle Signifikanz?

Es war der erste Song den ich für das Album geschrieben habe und ich war lautstark in dem was ich sagen wollte. Zum ersten Mal war ich selbstsicher genug um meine Freundin aus ein schlechten Phase rauszuholen. Wir hatten eine harte Zeit als Paar also wollte ich etwas schreiben, das zeigt das ich hartnäckig daran arbeiten werde um es besser zu machen.

Es hört sich als wäre dieses Album ein ganzes Stück arbeit gewesen - welche Dinge hast du im Laufe des Prozesses gelernt?

Ich weiß jetzt das ich stärker bin als ich dachte. Ich habe gelernt selbstsicher zu sein und meine Makel zu akzeptieren. Ich habe gelernt mich so anzunehmen wie ich bin und bin so stolz auf mich wie noch nie zuvor.

Die Tatsache, dass ich ein Vater bin hat mir sehr geholfen. Wenn dich jemand anblickt, jemand den du mehr liebst als alles andere auf der Welt und du hast das gefühl diese Person liebt dich genauso ist wunderbar. Ich bin sicher, und habe nicht mehr das Gefühl unterzugehen.

Diese Art der Selbst-Akzeptanz kommt oft auch mit dem Alter…

Ja auf jeden Fall, ich habe meine 20er gehasst, aber sobald ich 30 wurde, ich weiß auch nicht... ich musste im Scheinwerferlicht erwachsen werden und es war sehr eigenartig. Ich komme von einem Hintergrund der es gerne gesehen hat wenn ich still war also war es ein sehr eigenartig Prozess plötzlich jemand zu sein mit dem jeder sprechen möchte. Dieses Business kann einerseits sehr falsch sein aber manchmal auch großartig, eine wunderbare spirituelle Reise, und ich weiß jetzt für was alles gut war.

Kommt daher auch dein ironisches Video zu James Morrison vs. The Music Industry - sind diese Situationen so passiert?

Ich kann mich damit total identifizieren! Ich hatte viele Meetings in denen Remixe besprochen wurden oder Themen wie “In welche Richtung wollen wir gehen? Wie schaffst du es auf den größten Radiosender des Landes” oder Dinge in diese Richtung? Ich habe die Gelegenheit genutzt um das ganze ein bisschen ins lächerliche zu ziehen aber auch zu zeigen das ich mich selbst nicht so ernst nehme. Ich habe kein Problem damit über mich selbst zu lachen, früher wollte ich immer ernst genommen werden aber wurde es nicht. Heute seh ich das alles viel entspannter.

In den letzten 10 Jahren in denen du Musik machst muss sich die Industrie sehr verändert haben. Selbst nach vier Jahren zurückzukommen muss anders sein?
Ja die Art und Weise wie Leute heute Musik hören, hat sich verändert und auch wie die Industrie funktioniert wenn es um Chart-Positionen geht, es hat sich alles sehr verändert. Aber auf der anderen kann man es nicht ändern, man muss sich der neuen Zeit anpassen. Ich bin sehr froh in der glücklichen Lage zu sein um Musik machen zu können und die Tatsache mit 31 Jahren mein viertes Album zu veröffentlichen ist schlicht großartig. Ich dachte nicht das nach meinem ersten Album noch was kommt. Ich bin also sehr dankbar und gesegnet das die Leute meine Musik noch immer hören.

Man sieht diese Langlebigkeit nur noch selten heutzutage...

Ja ich weiß, wenn man sich ansieht wer zu meinen Anfängen sonst noch da war, ausser Paolo [Nutini] und Blunty passiert nicht mehr sehr viel.

https://www.youtube.com/watch?v=6NwaaoIbww4

Aber es gibt eine ganz neue Generation an Singer-Songwriter, die dich als ihre Inspiration nennen - wie zum Beispiel John Newman oder James Bay...

Ich weiß! Ich fühle mich alt. Niemand hat je gesagt sie finden meine Musik gut, es war nie cool zu sagen man mag James Morrison. Doch in der Zwischenzeit ist Zeit vergangen und ich bin noch immer da - das rechtfertig wohl mir doch Komplimente zu machen.

Es freut mich das die Leute heutzutage Komplimente verteilen, es gab eine Zeit wo es nicht erlaubt war anderen Künstlern Komplimente zu machen weil es schlicht nicht cool war. Ich habe immer versucht anderen Künsterln gegenüber positiv zu sein, aber heute scheint jeder so zu denken, es gibt soviel Musik wir allen inspirieren uns gegenseitig. Ed Sheeran inspiriert mich, und Paolo Nutini, John Newman oder James Bay: wir werden alle verbunden aber gleichzeitg haben wir alle unseren eigenen Platz.

Hat sich deine Motivation Musik zu machen verändert?
Ich hatte eine blinde Ambition. Ich habe bei Open Mic Abenden gespielt und habe Vans geputzt um über die Runden zu kommen. Als ich die Gelegenheit bekam ein Album zu machen wollte ich sicher gehen das es gut wird und ich wollte das Menschen sich an meine Stimme erinnern. Heute ist es mein Ziel meine Musik so zu gestalten das ich glücklich damit bin und es sich gut anfühlt. Meine Einstellung ist die selbe aber ich bin an Erfahrung reicher geworden.

Wenn du einem jungne Künstler einen Ratschlag geben würdest, was wäre das?

Du musst das in die finden das läuft, das sich gut anfühlt - und dann halte daran fest. Du musst eine gewisse Stimme haben, etwas zu sagen haben, schlicht etwas bieten - und was auch immer das ist es muss DEIN Ding sein. Viele möchten jemand imitieren aber man sollte so einzigartig wie möglich sein. Höre nicht zu sehr auf die Meinung anderer, am Ende des Tages bist du die Person die damit leben muss.

November 2015