Landshapes

Interview

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Luisa Gerstein, Jemma Freeman, Heloise Tunstall-Behrens und Dan Blackett haben gerade ihr zweites Album veröffentlicht – und dafür ihren Bandnamen von „Lulu and The Lampshades“ zu Landshapes geändert. Wir haben uns mit Sängerin Luisa getroffen um mehr über ihre Psych-Rock Platte Heyoon zu erfahren.

Ihr habt euer Album nach einem verborgenen Pavillion im amerikanischen Michigan benannt – wie kam es dazu?

Ich bin letzten Sommer mit dem Rad quer durch Amerika gefahren und habe von diesem Pavillion in einem Podcast gehört – als ich gerade Südost Michigan durchquerte. Das war irgendwie gespenstisch, aber ich liebe die Geschichte rund um diesen Pavillion: es ist ein geheimer Platz für Teenager, ein Versteck zu dem sie flüchten können. Diese Idee eines geheimen Ortes spiegelt unseren Arbeitsprozess und unsere Musik sehr gut wieder. Wir treffen uns um gemeinsam an unserer Musik zu arbeiten, wir jammen stundenlang und daraus entstehen unsere Songs.
Wir haben diese Idee eines tatsächlichen Ortes weitergesponnen und unsere eigene Skulptur gebastelt um sie zu verschiedenen Plätze mitzunehmen. Wir haben ausserdem die Geheimnisse anderer Leute aufgenommen und kleine Podcasts daraus gemacht. Das ist etwas an dem wir im Moment arbeiten.

Auf eurem neuen Album finden sich sehr viele – unübliche – Referenzpunkte. Eine Installation von Agnes Meyer Brandis hat euch zu "Moongee" inspiriert, diese wiederum ist angelehnt an eine Geschichte aus dem 17. Jahrundert. Kannst du uns mehr darüber erzählen?

Es war eine Wanderausstellung die ich besucht habe als sie in London halt gemacht hat. Ich war sehr fasziniert von dem Gedanken, dass jemand etwas so fantastisches und magisches mit einer sehr klinischen, ernsten und wissenschaftlichen Methodologie verbindet werden konnte. In der Ausstellung sah man Bilder des Künstlers während er Gänse trainierte, und eine Raumstation von der aus man live beobachten konnte wie diese Gänse auf dem Mond trainiert werden. Es waren natürlich keine wirklichen Live-Mitschnitte, es war im Grunde sehr bizarr aber ich liebe die Geschichte trotzdem.
Es passt vermutlich nicht ganz zur Musik aber wir haben diesen Song eine zeitlang gespielt und ich hab einfach begonnen Wörter drumherum zu bauen. Da ist vermutlich eine gewisse Diskrepanz zwischen diesen schweren metallischen Klängen und dieser Geschichte über ... Gänse (lacht)

Wann habt ihr nach dem Release eures Debüt Albums begonnen an Heyoon zu arbeiten?

Im Grunde direkt im Anschluss. Der ganze Prozess bis ein Album wirklich im Laden steht ist sehr lange und deshalb schrieben wir einige dieser Songs noch während unser Debütalbum veröffentlicht wurde. Wir schreiben auch schon jetzt an neuem Material das wir so bald wie möglich veröffentlichen und live spielen wollen.
Wir haben einen Großteil von Heyoon in Cornwall aufgenommen. Kurz nachdem wir Rambutan veröffentlicht hatten haben wir dort tagelang an neuer Musik geschrieben um im Anschluss einfach nette Sachen zu machen wie schwimmen. Moongee, Red Kite und Red Electric Love Fern haben dort langsam Form angenommen bevor wir das gesammelte Material in London zu richtigen Songs gemacht haben.

Euer neues Album hat eine sehr mystische Aura – habt ihr euch bewusst für diesen Sound entschieden oder ist das eher zufällig passiert?

Vermutlich beides. Wir haben uns musikalische Grenzen gesetzt und uns auf eine Platte an gewissen Sounds reduziert, und haben diesen Gedanken im Studio weiterverfolgt. Ich bin auf jeden Fall der Meinung das wir einen einheitlichen Sound für dieses Album geschaffen haben. Aber gleichzeitig haben wir die Songs sehr spontan geschrieben und sie erst später „verfeinert“.

Wann wurde Heyoon also aufgenommen?

Die erste Session war ca. April/Mai letztes Jahr und dann war ich 2,5 Monate in Amerika. Als ich im September zurück kam haben wir noch ein paar Songs aufgenommen.

David Holmes und Giles Barrat haben dieses Album produziert – warum habt ihr euch für die beiden entschieden?

Ein Freund hatte uns "Soup Studios" im Südosten von London empfohlen welches von den beiden betrieben wird. Wir haben ein paar Songs aufgenommen und herumprobiert und haben eine Beziehung zu ihnen aufgebaut. Innerhalb weniger Tage haben sie sehr großen Gefallen an unserer Arbeit gefunden und so hat sich die Dynamik sehr schnell von „reiner Aufnahmesession“ zu einer Zusammenarbeit geändert. Im Ende war es eine sehr natürliche Entscheidung, dass die beiden Heyoon auch produzieren.
Normalerweise ist die Suche nach einem Produzenten langwierig und man schickt ständig Mixe hin und her und jeder gibt seine Meinung ab. Wir wollten diesmal sehr involviert in den ganzen Prozess sein, wir wollten Entscheidungen fällen, wir wollten Dinge ändern, hinzufügen – Musik aufnehmen und zur gleich Zeit auch mixen. Trotzdem wollten wir ein weiteres Paar Ohren mit von der Partie haben um nicht in unseren Aufnahmen verloren zu gehen, deshalb war es wichtig jemanden an Board zu haben dessen Meinung wir vertrauen.

In wieweit habt ihr euch künsterlich weiterentwickelt seit Rambutan?

Bei unserem Debüt hat es sich mehr so angefühlt als seien wir einfach mal ins Studio und haben es aufgenommen. Viele der Songs haben wir zwar seit einer langen Zeit gespielt aber wir waren auf keinen Fall bereit dafür. Wir wussten die Tempos unserer Songs nicht, und auch die Songstruktur war nicht ausgereift. Bei diesem Album wussten wir im Vorfeld schon viel genauer was wir wollten und ab welchen Zeitpunkt wir damit ins Studio gehen können. Ausserdem haben wir uns weniger gestresst die Dinge absolut perfekt zu machen.
Wenn man einen Song schreibt hat er diese ganz eigene Energie, ich zum Beispiel liebe die Proberaumaufnahmen als wir einfach herumprobiert haben. Wenn man die Songs dann im Studio überarbeitet geht diese Energie schnell verloren. Auch wenn ich den Sound unserer ersten Albums sehr mochte glaube ich das diese Energie ein bisschen verloren ging. Dieses Mal war es anders da wir den Prozess viel besser verstanden und mehr involviert waren.

Hast du einen Lieblingssong am Album?

Das ändert sich ständig. Fire gehört immer irgendwie zu meinen Favoriten. Ich liebe die Bassline und diese Abbruch in der Mitte. Ausserdem macht es mir großen Spaß den Song live zu performen. Wir haben „Red Electric Love Fern“ und „Lone Wolf“ noch nicht vor Publikum gespielt aber ich freue mich schon darauf. "Lone Wolf " wurde innerhalb von ungefähr sieben Minuten geschrieben und wir haben dann einfach beschlossen den Song mitaufzunehmen, und ich muss gestehen ich mag diese Songs die ohne großen Aufwand „passieren“. Ich glaube genau daran sieht man wenn sich etwas organisch entwickelt.

Wenn wir schon über Live Performances reden – du hattest vor Kurzem eine Residency in East London. So etwas sieht man sehr selten – was hat dich dazu inspiriert?

Ich spiele einfach wahnsinnig gerne live. Und ich habe das auch sehr gerne unter Kontrolle – manchmal hat man das Gefühl man ist seinem Booker ausgeliefert und sie organiseren alles und du kommst einfach nur noch hin und spielst deine Songs. Hier wollten wir einfach überall involviert sein, von der Auswahl der Band bis zur Entscheidung wo es stattfindet.
Ausserdem fühlt es sich schön an wenn es eine Gemeinschaft unter den Bands gibt. Das kann vor allem in London sehr schwer sein weil es einfach so viele gibt. Es gibt vielleicht eine und es ist mir nicht bewusst aber es wirkt so als gibt es zu wenig Orte oder eine Szene wo man immer gute Musik sehen kann. Das war auch die Idee der Residency und wir haben auch nur Bands eingeladen die wir mögen, mit denen wir befreundet sind oder mit denen wir spielen wollten. Ich würde das sehr gerne wieder machen, vielleicht sogar in einer anderen Stadt.

The Deep Throat Choir sind bei euer Residency aufgetreten und ihr habt danach auch etwas mit ihnen aufgenommen. Gibt es Pläne mit anderen Artists zusammenzuarbeiten?

Das wäre sehr cool aber wir haben keine aktuellen Pläne. Wir haben zu Hause ein Spaßprojekt mit einem Song den wir nicht auf das Album gepackt haben – der auch noch keine Lyrics hat. Es ist eine Art „Stille Post“ – das heißt wir flüstern etwas zu jemanden und machen dann einen Remix oder eine Neuinterpretation daraus, manchmal fügen wir auch einfach nur etwas hinzu - je nachdem was dabei raus kommt.

Was steht für den Rest von 2015 noch auf den Plan?

Wir spielen einige Festivals im Sommer – unter anderem Green Man und einige Termine in Europa. Im Herbst werden wir vermutlich durch UK und Amerika touren. Wir freuen uns schon sehr live aufzutreten weil wir dieses mal laut spielen können. Früher haben wir die Instrumente untereinander getascht, jetzt ist es viel strukturierter und jeder macht nur eine Sachen während des gesamten Sets.

Werdet ihr auch weiterhin neues Material veröffentlichen?

Ja ich denke wir werden noch ein paar Sachen aufnehmen - wir werden werden vermutlich noch ein paar Songs veröffentlichen, vielleicht auch eine EP. Ich mag die Idee Dinge schnell zu machen. Ich meine es wäre toll Songs zu schreiben, sie aufzunehmen und zu veröffentlichen. Es ist in Wirklichkeit nie wahnsinnig schnell.(lacht)

Mai 2015