Parov Stelar

Interview

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Parov Stelar gilt als "Elektro Swing" Gründer - der talentierte Produzent aus Österreich füllt Hallen von London bis Los Angeles und begeistert mit einer unverwechselbaren Live-Show. Diese wurde nun festgehalten und erscheint als Live-LP. Wir haben mit Marcus Füreder aka Parov Stelar über das Phänomen rund um seine Band gesprochen.

Gratuliere zu eurem Live-Album! Wie kam der Wunsch auf eure Show in eine Live CD zu packen?

Eigentlich war das nicht geplant, aber nachdem ich die unglaublich professionelle Aufzeichnung des Festivals gesehen habe wusste ich, dass wir aus diesem Material was machen müssen.

Was war euch bei eurer Live-DVD besonders wichtig? Kann man diese spezielle Energie einfangen?

Es gab mindestens 50 Aufnahmen vorher, aber bereits nach dem ersten Song wusste ich, dass wir auf dem Pukkelpop etwas Magisches erlebt haben.

Das Phänomen Parov Stelar scheint von eurer gewaltigen Live Power zu leben – wie bereitet ihr euch auf die Show vor?

Natürlich gibt es Proben und Gespräche, aber letztendlich möchte ich diesen Jazz-Charakter beibehalten - sprich Fehler und Improvisationen sind erlaubt und auch erwünscht. Eine Liveshow sollte nie der anderen gleichen- da muss genug Raum für Interpretationen bleiben.

Von Athen bis London seid ihr konstant unterwegs - Welches Konzert blieb besonders markant in Erinnerung?

Natürlich war das heuer das Pukkelpop Festival - obwohl es nicht unsere größte Bühne war - es war einfach magisch. Die Leute haben uns von der ersten bis zur letzten Minute getragen und uns zur Höchstleistung angetrieben.
Aber ich kann trotzdem keine einzelnen Shows rauspicken, da alle ein absoluter Hammer waren.

Eine Parov Show besteht aus einem großen Ensemble - wie habt ihr euch zusammen gefunden?

Das war ein langer Prozess. Leute kommen und gehen, aber seit 3 Jahren ist das Team stabil. Ich vergleich eine Band gerne mit einer Skulptur. Man schleift, hobelt und hämmert so lange bis das Baby fertig ist - das dauert natürlich.
Gerade wenn viele kreative Menschen gleichzeitig am Werk sind kann das manchmal auch zu Problemen führen. Aber wie gesagt jetzt ist die Idealformation gefunden.

Wie behält man die Harmonie in einem so großen Kollektiv?

Zum einen gebe ich allen Künstlern die größtmögliche Freiheit in ihrer Kunst.
Niemand bekommt einen Zettel vorgelegt wo dann der Ablauf vorgeschrieben ist.
Trotzallem hab ich die Erfahrung gemacht, dass so ein großer Haufen einen Chef bzw. eine letzte Instanz haben muss. Diesen Part nehme ich dann ein. Ich kann sehr streng und im Business auch hart sein, aber ohne einer gewissen Überzeugung kombiniert mit fairer Härte würde das nicht funktionieren.

Würdest du dich selbst als Dirigent des Ganzen beschreiben?

Ich denke das trifft die Liveumsetzung sehr gut...

Du lässt momentan auch mit deinem neuen Projekt Stelartronic, bei dem du mit dem amerikanischen Musiker Anduze zusammenarbeitest, auf dich aufmerksam! Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Eigentlich durch Zufall. Anduze schickte mir vor Jahren ein Demo und ich war von Anfang an begeistert. Er hat eine unfassbare Stimme und vorallem ist er ein Poet.
Nach mehreren Features bei Parov Stelar Stücken sah ich das Potential mit diesem Künstler was ganz Eigenes auf die Beine zu stellen.

Der Sound unterscheidet sich von deinem Markenzeichen, dem Elektroswing - was hat dich zu dem neuen Sound inspiriert?

Ich komm ja von der Electronic Ecke und den ganzen Tag Samples zu schneiden wird manchmal auch langweilig. Ich sehe dieses Projekt als Urlaub von Parov Stelar - außerdem befruchtet sich hier die Kreativität gegenseitig.

Es scheint in den letzten Jahren wurde Musik aus Österreich immer populärer - woran denkst du liegt das?

Das kann ich leider nicht beantworten. Den Ausgang einer Modeströmung kann man meist nicht nachvollziehen. Wenn man „hipness“ kalkulieren könnte, wäre es bestimmt nicht hip, aber genau das macht Mode und Kunst einfach aus.
Etwas Unangreifbares greifbar zu machen...ohne zu wissen warum das jetzt geht.

Du bist ein extrem eingeständiger Musiker, hast dein eigenes Musiklabel aufgebaut und wurdest bereits 2008 von der englischen BBC als einer der “vielversprechendsten Produzenten” Europas betitelt - was ist deine Arbeitsmotivation und in weiterer Folge Arbeitseinstellung?

Ich muss immer das Gefühl haben noch nicht alles gesagt zu haben. Ich stand als Parov Stelar schon mal davor aufzuhören. Zu diesem Zeitpunkt fehlte mir jegliche Inspiration und eben diese Inspiration ist mein Motor. Fehlt diese ist das Projekt beendet.

Ist es wichtig absolute Kontrolle über seine Musik zu haben um erfolgreich zu sein?

Die absolute Kontrolle kann man im Digitalzeitalter nie haben, aber um erfolgreich zu sein bedarf es definitiv mehr als ein talentierter Künstler zu sein.
Gerade im Indie Bereich muss man alle Mechanismen selbst bedienen und auch verstehen. Aber das gilt für alle Berufe...

Wie sieht die Zukunft von Parov Stelar aus? Stehen Remixe oder neue Projekte auf den Plan?

Jetzt erstmal das Livealbum an den Start setzen, vor dem Sommer kommt noch eine neue Parov Stelar EP mit 3 ganz neuen Titeln.
Leider fehlt mir die Zeit für Remixe, deshalb hat sich Parov Stelar als Remixer in der letzten Zeit sehr rar gemacht.

Februar 2016