The Dø

Interview

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Vier Jahre nach Both Ways Open Jaws präsentieren The Dø ihr neues, synth-lastiges neues Album. Warum das Album so ganz anders klingt als die vorigen, und wie sie es trotz vieler privater Schwierigkeiten geschafften haben einen kreativen Prozess zu starten erklären sie uns hier.

Mit eurer neuen Platte seid ihr mehr in Richtung Laptop Beats und Synths gewandert. Wie kam es zu dieser Veränderung?

Olivia: Die Veränderung resultierte auf verschiedensten Umständen. Wir haben diese neue Richtung bereits mit zwei Tracks auf unserem letzten Album gestartet, das waren „Dust It Off“ und „Slippery Slope“. Unser Schlagzeuger konnte uns zudem nicht auf unserer letzten Amerika Tour begleiten also waren wir mehr oder wenige gezwungen mit Drum Machines zu arbeiten. Zudem hatten wir auch Lust mit Synths herumzuexperimentieren und daraus wurde eine bewusste Entscheidung neue Musikstile in unsere Musik einzubauen. Wir wollten zeitgemässe Musik machen und Instrumente benutzen die „traditionelle“ Musiker nicht verwenden. Für mich hat es sich angefühlt als wären wir lange Zeit in einer Grauzone gesteckt – zwischen traditioneller Indie und Elektro-Szene.

Also ist eurer neuer Musikstil ein Resultat aus einem veränderten Musikgeschmack?

Dan Levy: Wir suchen immer nach Veränderung, wir wollen uns auf keinem Fall wiederholen, wir wollen Spaß haben und einen neuen Sound entdecken. Aber ja, vielleicht kam es davon dass wir mehr elektronische Musik gehört haben. Ich erinnere mich an ein DJ Set von Paul Kalkbrenner. Ich sah 30,000 Menschen wie sie komplett extatisch zum Beat tanzten – ich denke, da hat es für mich Klick gemacht. Ich habe plötzlich realisiert wie stark und energetisch elektronische Musik ist. Die selbe Energie spühre ich aber auch bei Hip Hop: die Beat tragen dich an einen anderen Ort, vielleicht so gar mehr als der Song an sich. Aber wenn man beides verbinden kann ist, dass der beste Weg Musik zu machen.

OM: Während den Aufnahmen zu unseren alten Platten haben wir wahnsinnig viel Jazz gehört – wir haben usn gar nicht erlaubt moderne Pop Musik zu hören weil wir solche Angst hatten wir könnten beeinflusst werden. Die einige Musik die sich „sicher“ angefühlt hat war Jazz, weil es so fern ab von unserem Stil ist. Bei diesem Album war das komplett anders – ich bin ein großer Hip Hop Fan und ich liebe elektronische Musik. Ich habe plötzlich viele berühmte Künstler für mich entdecke die ich vorher nicht kannte. Also ja, das hat unsere Musik auf jeden Fall beeinflusst – das kann man auch hören.

DL: Zum Beispiel als Pink Floyd Syntehiser benutzt haben oder The Beatles ein Mellotron war das etwas komplett neues zu ihrer Zeit. Und andere Bands haben das dann adaptiert. Wir haben versucht ausschließlich Free Plug Ins und Synthesisers zu verwenden weil wir ein Album machen wollten das in unsere Zeit passt.

Ihr habt Paris verlassen um euer Album in einem Wasserturm aus dem 18. Jahrundert aufzunehmen. Wie habt ihr das überhaupt entdeckt?

DL: Ein Freund hat uns davon erzählt. Ich hatte Paris so satt, ich wollte in der Früh aufwachen und mich nur auf die Musik konzentrieren. Wenn man in einer Stadt ist, umgeben von seinen Freunden ist man ständig am Telefon oder im Internet – man wird immer abgelenkt. Auf dem Land habe ich nur das Studio.

OM: Ich weiß was du meinst aber ich habe in dieser Zeit zum Beispiel beides gebraucht. Ich habe im Zentrum von Paris gewohnt und diese Urbane Energie war extrem wichtig für mich. Die Versuchungen, der Stress und der Lärm. Ich habe auch versucht diese Energie in das Album einfließen zu lassen. Wenn ich dann wieder auf Land gefahren bin, war ich in einer anderen Welt. Es war irgendwie schizophren aber ich habe diese krassen Unterschiede gebraucht. Auf diese Art und Weise konnte ich die neuen Songs auch austesten – wenn ich vom Studio zurück in die Stadt kam konnte ich ausprobieren ob die Songs die selbe Spannung auch in der Stadt haben, ob sie auch in Paris funktionieren.

Auf eurem Song ‘Trustful Hands’ singst du “Chaos is my second name, I don't mind where I land,” und auf ‘Despair, Hangover, Ecstasy’ kommt die Songzeile, “We're not so different from convicts on the run.” vor. Hat sich das ständige Touren in deine Texte eingeschlichen?

OM: ‘Despair, Hangover, Ecstasy’ handelt auf jeden Fall von Künstler auf Tour, oder generell von einer Person die viel reist und keinen Anker hat. „Trustful Hands“ ist ein sehr sentimentaler Song. Ich glaube es geht darum sicher zu gehen dass auf emotionaler Eben immer etwas passiert. Ausserdem ist es sehr wichtig sich als Künstler im Chaos wohlzufühlen, weil man dadurch Inspiration bekommt. Es ist eine große Herausforderung aber eben auch Teil des Jobs.

Haben sich gewisse Themen von selbst entwickelt?

O: Ich finde es schwierig Themen vorzuskizzieren, ich schreibe sehr spontan und aus einer Laune heraus. Es ist fast so als würde ich mich an einen Traum erinnern und ihn niederschreiben. Es war ein Gefühl der Einheit und von Zusammensein, dass ich gerne ausdrücken wollte. Ich habe auch versucht „wir“ zu schreiben und nicht „Ich“ – fast also wollte ich, dass Dan auch die Songs singen kann (lacht)

Ausserdem finde ich ist auch etwas heroisches in den Lyrics und in der Musik. Ich mag die Idee – wenn auch nicht wie ein Comic Held aber eben wie einer Art Held rüberzukommen. Wir haben etwas triumphales gebraucht. Man muss schwach und stark zur selben Zeit sein.

Fließt das auch in den Albumtitel? Den ihr ausserdem von einem finnischen Ahnenbegriff geklaut habt?

O: Sisou? Ja, das ist die Courage immer weiterzumachen und sich niemald selbst leid zu tun. Wir haben beide schwierige Zeiten durchgemacht, dann ein Album aufzunehmen war auch sehr mutig in gewisser Art. Ich weiss es ist nur Musik, aber ab und zu wundert man sich warum man das eigentlich macht – nur wir beide irgendwo im nirgendwo.

Warum war es so schwierig dieses Album aufzunehmen?

O:Naja, wir haben uns getrennt.
D: Wie waren so verbunden, wir waren ein Paar und als wir uns getrennt haben, und nachdem wir einen Todesfall in der Familie hatten...
O:..es war ein sehr traumatisches Jahr. Musik war das einzige das uns halt gegeben hat. Es hat uns über Wasser gehalten und hat uns irgendwie auch gesund gehalten. Ich bin in der glücklichen Lage Musik machen zu können und ich bin sehr dankbar dafür. Musik ist mein Weg mich auszudrücken und all diese schlimmen Geschehnisse zu verarbeiten. Wir haben es geschafft all diese traurigen Dinge in Kunst umzuwandeln. Das war eine sehr wichtige Sache, das zu realiseren war ein großer Schritt – wie weit Musik dich tragen kann und vor allem auch wie sie einen rettet.

Was waren die größten Herausforderungen bei Shake Shook Shaken im Bezug auf den kreativen Prozess?

O: Diese digitale Seite von Musik war komplett neu für uns, von dem her war das auf jeden Fall eine neue Herausforderung. Aber es war eine gute Herausforderung. Wir wollten einen warmen und lebhaften Sound für die Platte. Und wir haben versucht uns auf die Songs zu konzentrieren die uns uns absolut essentiel waren – wir wollten direkt auf den Punkt kommen und uns nicht in überlangen Intros oder Outros verlieren.
D: Die Menschen hören überall Musik, im Auto, im Haus oder während sie andere Sachen machen – und genau deswegen hast man nicht die Gelegenheit auf kleine Details zu achten. Was du hören willst ist Intro, Verse, Chorus, und Song.

In anderen Worten – ihr habt versucht direkter zu seim um mehr Menschen zu erreichen?

O: Ich weiß nicht ob wir damit mehr Menschen erreichen werden, wir haben das einfach für uns selbst gebraucht. Wir wollten uns in einer gewissen Energie verlieren. Das soll nicht aufgeblasen klingen wie „Wenn wir dahin wollen dann gehn wir dahin“. Aufgeblasen ist vielleicht nicht das richtige Wort dafür, vielleicht...Wir wollen das nicht zu sehr analysieren. Wir wollte es einfach fassbarer.

Habt ihr euch während der Arbeit an diesem Album besser kennengelernt? Jeder für sich?

O: Ich glaube wir haben gelernt, dass wir stärker sind als wir dachten.
D: Dieses Album ist sehr wichtig für uns. Auf unserem erstem Album haben wir uns gerade kennengelernt also was alles komplett neu, und es hat Spaß gemacht. Unser Debütalbum war ein großer Erfolg in Frankreich, bei unserem zweiten Album wollten wir einfach tiefer in die Musik eintauchen. Damals habe ich in jedem Interview gesagt „Mir sind die Leute egal, ich mache einfach die Musik die ich machen will.“
Heute denke ich, genau weil wir diese schwierige Zeit durchgestanden haben, Musik ist so hilfreich. Ich haben mir Al Green angehört, diese alte Seele mit einfach Texten und es hat mich sehr berührt – und es hat mir geholfen. Um ehrlich zu sein hat es sich angefühlt als würde ich Musik zum ersten mal verstehen. Also das ist was ich glaube was wir auf diesem Album gemacht haben. Ich weiß nicht wie wir es gemacht haben weil es wirklich sehr hart für uns war aber wir haben es geschafft, und ich bin sehr glücklich und stolz darüber – auch dass wir damit nun Konzerte spielen.

Der Erfolg gibt euch recht – ihr habt erst kürzlich den Award für „Bestes Rock Album“ in Frankreich gewonnen.

D: Ja, das war großartig. Es hat gezeigt dass wir ein Album machen können, wir beide auch mit den Schwierigkeiten die wir durchlebt haben und damit erfolgreich sein. Das war eine sehr sehr positive Erfahrung.

Ihr arbeitet seit zehn Jahren gemeinsam, stimmt das?

O: Ja, wir haben uns vor zehn Jahren getroffen, aber The Dø gibt es noch nicht so lange.

Hat sich eure Motivation Musik zu machen über die Jahre verändert?

O: Ich denke am Anfang wollten wir einfach so viele Musikstile wie möglich ausprobieren. Wir lieben es neue Dinge auszuprobieren und können einfach nicht genug davon bekommen – das ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Wenn wir beginnen an einem neuen Album zu arbeiten versuchen wir uns immer gegenseitig zu überraschen, deshalb versuchen wir ständig uns selbst zu übertreffen.
Eine Sache die ich wahnsinnig gerne machen würde würde ist dass dieses Album von einem Orchestra gespielt wird. In Frankreich gibt es dieses neue Konzerthalle mit einer großartigen Akustik. Für mich macht es viel Sinn dieses syntehtische, digitale Album nur von echten und akustischen Instrumenten spielen zu lassen. Wir versuchen das gerade möglich zu machen, mal sehen wann sich das umsetzten lässt.

D: Es ist eigenartig, ich habe irgendwas darüber gelesen Leute zum Mars zu senden, man braucht anscheinend zwei Jahre um dahinzugehen und die Astronauten sind in dieser winzigen Kapsel und ich denke das ist so ähnlich mit uns. Wir haben uns getroffen, und sind in dieser Kapsel und wir wissen wir müssen gemeinsam Musik machen. Man kann nicht ienfach sagen: „Ok, bye bye – ich muss weg.“

März 2015