Låpsley

Interview

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Wer sich dieser Tage durch die Musikblogs dieser Welt klickt wird eine Vielzahl von Musikern finden die in ihren Schlafzimmern an ihrem „homegrown“ Elektro-Pop basteln. Holly Lapsley Fletcher ist eine von ihnen und doch sticht die 18jährige aus der Masse. Sie wird schon jetzt von Musikkritikern als neuer Fixstern am Musikhimmel gefeiert. Im Interview erzählt die Singer-Songwriterin über ihre musikalischen Wurzeln und ihre vielumschwärmte EP mit dem Titel „Understudy“.

Du stehst auf einigen „To Watch“ Listen für dieses Jahr, obwohl du eigentlich 2014 schon Staub aufgewirbelt hast – und das Jahr mit einer Nominierung für BBC Sound of 2015 (Anmerkung: letztes Jahr waren Stars wie Sam Smith, George Ezra und Banks nominiert) beenden konntest. Hat das irgendetwas verändert?

Nein ich denke nicht. Ich schreibe immer noch die ganze Zeit Musik, also hat sich nicht wirklich etwas verändert. Es ist sehr schön ,dass sich Menschen für meine Musik interessieren. Elektronische Musik ist in letzter Zeit massentauglicher geworden, aber ich finde das ziemlich gut.

Wie findest du die anderen Nominierten der BBC Sound of 2015 Liste?

Ich mag Shura, sie macht starke Popmusik mit einem 80iger Touch, und ich stehe extrem auf Novelist. Ich habe ihn erst vor Kurzem live gesehen, und ich finde er ist richtig stark. Rae Morris hat eine wunderschöne Stimme.

Ich fand es gut, dass sich die Liste nicht wie üblich nur auf Londoner Acts spezialisiert hat...

Darüber habe ich gar nicht nachgedacht, aber jetzt wo du es ansprichst, stimmt ja. Es gibt mehr Möglichkeiten in London, wenn es darum geht in welchen Lokalen man spielen kann oder schlicht die Tatsache, dass man seine Musik einfach mal in den Postkasten eines Labels werfen kann. Außerdem ist es hier um einiges leichter als Vorband aufzutreten. Aber ja, es ist auf jeden Fall toll das Leute aus dem Norden, wie ich und Rae gesehen werden.

Lebst du noch in Liverpool?

Nein ich bin im Juli nach London gezogen. Ich wollte einfach mal woanders hin, anstatt auf die Uni zu gehen dachte ich mir „Weißt du was, du ziehst nach London“. Ich kann hier ein Studio benutzen, das ist ziemlich praktisch.

Lass und ein bisschen über deinen musikalischen Background sprechen. Was ist deine früheste Musikerinnerung?

Vermutlich als ich begonnen habe Klavier zu spielen, das war mit ca. fünf oder sechs Jahren. Ich erinnere mich, dass mir meine Mutter ein gebrauchtes Keyboard gekauft hat damit ich in meinem Zimmer üben konnte. Es war ein ziemlich altes aus den 90igern, wir konnten uns nichts schickes leisten (lacht).

Welche Musiker haben dich zum Musik machen inspieriert?

Meine Eltern sind mit mir zu einem Konzert von Kate Nash gegangen, und ich fand es total toll dass ein Mädchen Musik macht. Ich habe auch schon ziemlich früh begonnen Bon Iver zu hören und Bombay Bicycle Club. Als sie begonnen haben Musik zu machen, da kam ich gerade an die High School. Ich denke diese drei Acts waren wohl meine größte Inspiration.

Stimmt es, dass du bereits mit 12 Jahren begonnen hast Songs zu schreiben?

Ja, es hat begonnen als ich langsam mit Instrumenten experimentiert habe. Ich kannte mich schon ein bisschen aus, also hab ich einfach mal herumprobiert.

Wie kann ich mir deine ersten Kompositionen vorstellen?

Die Musik zu meinem Song „Pick Me Up“ hab ich mit ca. 13 geschrieben, und ich spiele jetzt noch einige Songs die ich damals geschrieben habe - ich habe sie nur neu arrangiert. Im Original gingen sie mehr in eine Lucy Rose / Laura Marling Richtung.

Offensichtlich sind deine Songs jetzt elektronischer als früher. Welche Musiker haben dich in dieser Richtung inspiriert?

Ich fand James Blake, Kraftwerk und Depeche Mode extrem toll. Ausserdem hat meine Mum immer sehr viel House und Techno zu Hause gespielt während sie trainiert hat – obwohl sie ein massiver Kate Bush Fan ist. Darum hab ich mich irgendwie für Techno und Deep House interessiert seit ich 14 bin.

Ab wann wusstest du dass du Musik als Karriere verfolgen willst?

So konkret habe ich das eigentlich nie gedacht, ich hab einfach Musik gemacht und sie ins Internet gestellt. Ich wollte eigentlich Geographie studieren aber wenn du plötzlich vor Fragen gestellt wirst wie: Willst du einen Manager? Willst du dies? Willst du das? probiert man es einfach mal aus. Auch während meiner Schulzeit hab ich mir nie überlegt Musik als Karriere einzuschlagen. Es hat mir gereicht, das in meiner Freizeit zu machen und mich sonst auf die Schule zu konzentrieren. Aber es ist schön das Privileg zu haben mich Vollzeit auf die Musik konzentrieren zu können.

Dein Label XL Recordings hat dich auf SoundCloud entdeckt. Warst du ein großer Fan des Labels bevor sie dich unter Vertrag genommen haben?

Ja. Es war ziemlich schwer ein Label auszusuchen weil ich mehrere Angebote hatte. Aber nachdem ich mich mit den Plattenfirmen getroffen hatte, stach XL eindeutig heraus. Einerseits wegen den anderen Künstler die von diesem Label representiert werden, aber auch wegen den Leuten die dort arbeiten. Sie kümmern sich um ihre Künstler und es hat sich einfach richtig angefühlt.
Sie gaben mir ein Studio in dem ich arbeiten kann, und sie respektieren meine Meinung. Sie verurteilen mich auch nicht wenn ich gewisse Sachen noch nicht weiß oder das ich einen Studiotechniker brauche der mit mir der Software hilft. Sie kommen mir sehr entgegen.

Deine erste EP Understudy ist sehr schön geworden. Was können all die erwarten die deine Songs noch nicht gehört haben?

Es ist ein entspannter Mix aus elektronischer und akustischer Instrumentation. Die EP spiegelt ein paar wirklich tiefgehende Momente in meinem Leben wieder, zumindest habe ich das versucht und man sieht eine Verbesserung in der Produktion. Ich hoffe sie zeigt was Lapsley ist, und die Leuten können sich entscheiden ob sie mich mögen oder nicht.

Wie hat der kreative Prozess auf der EP funktioniert?

Manche der Songs habe ich auf der Gitarre geschrieben, und dann habe ich zum Klavier gewechselt, aber die meiste Zeit starte ich mit dem Klavier und und den Texten. Ich spiele einfach was am nähesten ist .

Für was steht der Titel „Understudy“?

Ich spreche über einen "Understudy" im Song „Dancing“. Es geht um jemanden der in einer Beziehung in den Hintergrund gestellt wurde. Als ob er nicht genug wäre, oder nur als Ersatz. Ein Plan B .... Emo (lacht)

Jeder Songs handelt von etwas anderem aber ich würde nicht sagen, dass es eine „fröhliche“ EP ist. Anstatt „Oh mein Gott wir sind verliebt“ geht es eher um „Oh Scheiße, es läuft scheiße“. (lacht)

Hast du bereits begonnen an deinem Debut Album zu arbeiten?

Ich habe schon genug Songs geschrieben um ein Album zu füllen, aber ich werde noch ein paar schreiben und dann davon wählen. Ich habe lieber zuviel als zu wenig, dann ist die Qualitätskontrolle auch viel höher. Aber ja, ich hoffe, dass Album kommt Ende 2015.

Was steht sonst noch für dieses Jahr auf dem Programm?

Momentan schreibe ich einen Song pro Tag. Dabei werde ich bleiben. Ansonsten spiele ich auch noch mit meinem Hund (lacht). Nein, ich möchte auch meine Live Auftritte verbessern und die Ästehtik der Sets. Ich finde zwar es klingt gut, aber aber ich möchte noch ein paar Feuerwerke dazuhaben. Oder zumindest verrückte LEDS.

Ich werde vermutlich ein paar Gigs in den nächsten Monaten spielen. Aber ich denke, das Jahr wird eher Festival-lastig.

Mit einem weiteren Glastonbury Auftritt?

Hoffentlich! Ich habe wortwörtlich gesagt „Bitte lasst mich wieder dort spielen! Bitte gebt mir gratis Tickets!“ (lacht)

Wo wärst du denn gerne in 12 Monaten mit deiner Karriere?

Ich hoffe dass ich bis dahin mein Album veröffentlicht habe, und dass ich damit zufrieden bin. Ich bin wirklich sehr selbstreflektierend – ein bisschen ein Perfektionist. Ich denke ständig darüber nach was ich tue, und ich muss ziemlich hart arbeiten bis ich selbst das Gefühl habe ich habe gute Arbeit geleistet. Ich würde mir also wünschen das ich froh über die Platte bin weil ich mein Bestes gegeben habe.

Januar 2015