Yeasayer

Interview

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In Sand hinein singen? Samplers an Fernseher anschliessen? Das kann schon alles passieren im Alltag der Band Yeasayer aus Brooklyn. Anand Wilder hat sich mit uns über die Entstehung des psych-pop Albums Fragrant World unterhalten.

Hi Anand, wie läuft die Tour?

Gut! Ich find es echt super die neuen Lieder zu spielen jetzt wo das Publikum schon ein paar kennt. Wir haben das Album vor ca. 2 Wochen geleaked und es wurde auf NPR gestreamed. Es ist also total spannend zu sehen wie unsere Fans es aufnehmen.

Es war aber auch spannend die Reaktionen der Menschen zu sehen als sie die Lieder noch nicht kannten. Aber davon habe ich jetzt genug. Es macht mehr Spass Lieder zu spielen die das Publikum erkennt.

Hattet ihr geplant das Album zu leaken bevor es offiziell veröffentlicht wurde?

Nein, wir haben nur herausgefunden, dass es geleaked werden wird, also haben wir uns dazu entschlossen es auf unsere eigene Art und Weise zu tun, mit begleitenden und erklärenden Visuals.

Odd Blood war ein kleiner Druchbruch für euch. Hattet ihr Druck als ihr Fragrant World aufgenommen habt?

Nicht wirklich. Wir machen uns nur selber Druck gute Arbeit zu leisten und unsere Grenzen immer wieder zu erweitern. Aber wir haben keinen Druck unseren Erfolg zu wiederholen, das war nie unser Ziel künstlerisch gesehen.

Was wolltet ihr erreichen mit dem neuen Album?

Einfach nur gute Musik zu machen und etwas tun was für uns neu ist. Im Endeffekt willst du ja etwas machen was nicht klingt wie etwas was es gerade schon gibt. Das tut man indem man verschieden Einflüsse zusammen kommen lässt und Sounds verwendet die neu für uns sind. So experimentieren Yeasayer.

Es ist wirklich vielseitig. Hattet ihr musikalisch gesehen spezifische Anhaltspunkte für das Album?

Wir haben recht viel zeitgenössische englische Elektro Musik angehört. Ich glaube davon haben wir recht viel genommen, wir haben viel mit den interessanten und abstrakten Rhythmen gespielt. Oftmals haben Elektro Lieder einen fesselnden Sound aber irgendwie fehlt die Songstruktur. Wir haben also versucht interessante Lieder mit abstrakten Rhythmen und Sounds und Textur zu vereinbaren.

Das Album ist aber auch total melodiös. Versucht ihr den Mainstream mit experimentiellen Pop zu untergraben? Wollt ihr eine richtig erfolgreiche Band sein?

Äh, klar. Ich hab zwar Bedenken eine richtig erfolgreiche Band zu sein....ich wäre z.B. nicht gerne Coldplay oder so....da ist man dann eher Prominenter und dein Image ist wichtiger als die Musik selber. Ich wäre lieber finanziell abgesichert aber immer noch in der Lage anonym zu bleiben. Ohne Druck den riesen Erfolg immer wieder wiederholen zu müssen, weisst du?

Wer bekommt die Balance deiner Meinung nach hin?

Meine musikalischen Vorbilder sind David Bowie, Brian Eno, Neil Young, Paul McCartney...Die Kerle die Bestehen haben und immer wieder Neues machen und wahnsinnig tolle Musik rausbringen.

Wie lange hat es gedauert das Album zu schreiben und aufzunehmen?

Nun ja, wir haben ständig geschrieben, immer wenn wir auf Tour sind. Und dann haben wir 2 Monate lang in Brooklyn aufgenommen, im Herbst 2011 – wir haben Demos ausgebaut und neu aufgenommen – und dann haben wir das Album im Februar 2012 gemixt. Aber es ist schwer zu sagen wie lange der eigentliche Prozess gedauert hat weil so viel Vorarbeit zu leisten ist bevor wir ins Studio gehen.

Was für Vorarbeit leistet ihr?

Die Lieder zu Hause am Computer zu komponieren. Zu sagen „Ok, hier ist eine Idee für ein Lied“ und dieses dann so gut wie möglich aufzunehmen mit meinem einfachen Aufnahme-Equipment und es dann an die Jungs zu schicken um zu sehen was cool klingt. Und dann geht man ins Studio mit 20-25 Demos und sagt „Gut, woran wollen wir heute arbeiten? Lasst uns 2 Stunden mit diesem Lied verbringen“. Oder aber „Lasst uns 3 Tage durchgehend mit diesem einem Song verbringen“.

Ihr seid dafür bekannt experimentielle Techniken und Objekte zu benutzen um Musik zu machen: auf Odd Blood z.B. habt ihr Sampler an einen Fernseher angeschlossen...

Ja, wir benutzen einfach alles um einen Sound zu kreieren. Auf Odd Blood haben wir auch in Sand hinein gesungen. Es macht Spass einfach jede Art von Geräusch zu benutzen – wie etwa das Klirren von Schlüssel – und es dann ins Keyboard aufzunehmen und es ein paar Oktaven höher zu stellen, vielleicht einen Hi-Hat Sound draus zu machen. Wir versuchen immer interessante, einmalige Musik zu machen, um eine fesselnde Klangumgebung für den Zuhörer zu schaffen.

Was ist das komischste Geräusch das ihr für Fragrant Welt erstellt habt?

Hm, wohl Iras Stimme die wir in einen Synth verwandelt haben. Das war ziemlich cool...mit den Knöpfen eines Super Shifter an einer Gitarre zu spielen während Steve gespielt hat – das hat ziemlich klasse geklungen. Hm vielleicht als wir eine Celesta durch ein Bandechogerät gespielt haben und es dann beschleunigt und langsamer gefahren haben? Keine Ahnung, es gibt so viel ungewöhnliche Geräusche...

Was bedeutet der Titel?

Das war der Titel eines Songs der es nicht auf das Album geschafft hat, es hat irgendwie nicht zur Stimmung gepasst. Aber wir fanden „Fragrant World“ klingt gut und interessant: das ist ein Bereich in dem wir nicht wirklich viel ausprobieren können. Wir können viel mit Sound und Visuals machen....aber mit Geruch machen wir nicht viel....noch nicht! (Lacht)

Wir müssen einfach fragen: was ist das auf eurem Album Cover?

Ryan Waller hat die Illustration gemacht. Er hat mit dem Konzept der Entiwcklung von Tanz und Sprache in der menschlichen Geschichte herumgespielt, es geht also um die Idee von Eurythmie. Synästhesie finden wir immer interessant. Ich glaube es ist das Bild einer verschleierten Frau die eine bestimmte Tanzpose innehält. Wir wollten etwas, was photographisch ist im krassen Kontrast zu Odd Blood steht. Das hatte ein lebendiges, 3D, futuristisches Cover.

Was war dein Highlight bisher als Mitglied von Yeasayer?

Wahrscheinlich das polnische Publikum. (Lacht) Das kam einfach so unerwartet und es ist so aufregend weit entfernt von zu Hause zu spielen und dort Fans zu haben die deine Musik besser kennen als du selber.

Was willst du letztendlich mit der Band erreichen?

Langlebigkeit. Weiterhin Musik machen zu können, zusammebleiben zu können, um die Welt reisen zu können. Keine Ahnung, meine Ziele für die Band sind vielfältig...grundsätzlich will ich weiterhin kulturell relevante Musik machen.

Zum Schluss, abgesehen von Fragrant World, was ist das bisher beste Album aus 2012?

Hm, mal sehen. Ich muss einfach das Delicate Steve Album Positive Force loben.

Was ich von Lieder halte hängt sehr oft mit dem Prozess zusammen. Es ist schwer die Erinnerungen daran wie man das Lied geschrieben hat einfach auszuschalten und nur das Lied anzuhören. Man denkt immer „Hey, was war das für ein Geräusch?“ oder „Hey, weisst du noch als wir unseren Streit aufgenommen haben?“