I Am Kloot

Interview

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Nach 10 Jahren harter Arbeit, hatten I Am Kloot aus Manchester 2010 endlich den Durchbruch mit ihrem 5. Album Sky At Night. Frontmann John Bramwell hat uns erzählt, was die Nominierung für den Mercury Preiz für die Band bedeutete, und was ihre Inspiration für das aktuelle Album war.

Hi John, wo bist du gerade?

In Crewe, gleich gehts nach Manchester wo wir die Marc Riley 6Music Show haben. Kurze Probe, dann gehts los. Wir werden versuchen das Pub zu vermeiden.

Wir fanden euch schon sein Natural History toll. Warum denkst du hat es bis Sky At Night gedauert, bis die Leute so richtig auf I Am Kloot aufmerksam wurden?

Ich glaube, die Medien versuchen das nur so darzustellen. Unser Publikum ist stetig gewachsen. Wir haben schon vor Sky At Night im Shepherd’s Bush Empire in London oder dem Apollo in Manchester gespielt nur irgendwie hat davon keiner Notiz genommen. Und als die Presse dann über uns geschrieben hat, hiess es auf einmal „Ah ja, die sind recht bekannt in Manchester“ wobei wir gerade eine Europatournee hinter uns hatten. (Lacht) Die Medien haben die Wahrheit ein wenig zurechtgebogen.

Aber euer Debut-Album hat nicht die Anerkennung bekommen, die es verdient hat.

Unser erstes Rekordlabel bekam Probleme, daher kam es zu Verzögerungen. Normalerweise sind neue Bands ja erst einmal auf Wolke 7 was die Medien angeht. Bei uns lief das ein wenig schief und wir sind dann erst einmal anderthalb Jahre durch Europa getourt, einfach nur, damit die Band weiter existieren kann und wir uns eine Fanbase aufbauen. Es war also ein komischer Start für uns.

Was bedeutete es für euch für den Mercury Preis nominiert gewesen zu sein?

Zuerst war es ein großer Schock. Unser Manager hat uns erzählt, dass wir zu einem Interview gehen. Als wir dann dort ankamen dachten wir nur „das sieht aber schön aus hier, was geht denn hier ab?“ Es war eine komplette Überraschung, es war toll.

[The Mercury Prize] hat nichts zu tun mit der Politik, die in der Musikindustrie herrscht. Es ist der einzige Preis, der die Idee des Albums unterstützt und somit die Leute die die Alben machen. Das war schon immer unsere Perspektive: wir sehen die Musik nicht als einzelne Lieder, sondern als Sammlung.

Und dann haben wir von all den anderen Alben erfahren, die in diesem Jahr nominiert waren...es war eine sehr aggressive Aufstellung und wir haben jedes dieser Alben selber und finden sie alle echt toll. Wir waren echt erfreut.

Hattet ihr Spaß an dem Abend?

Ja, ich habe Paul Weller getroffen. Und Corinne Bailey Rae, die ja immer ein wenig miserabel dargestellt wird. Aber ich kann dir bezeugen, sie war gar nicht miserabel drauf. Sie war diejenige, die bis zum Ende tanzte. Hier hast dus. (Lacht)

Danach sind wir auf die Afterrshow Party und sind über alle Tische hergefallen und haben die Drinks der Record Label Geschäftsführer gestohlen, weil die Drinks so teuer sind im Grosvenor Hotel. Stell dir das mal vor: ein Tia Maria und Cola Light und ein halbes Pint Bier! £21. Verdammte Scheisse! (Lacht) Und nur weil man nominiert ist, bekommst du keine Getränkegutscheine oder so. (Lacht) Also haben wir die Tische abgesucht und Drinks geklaut wärend die Leute nicht aufgepasst haben.

Gut gemacht! Seid ihr nervös gewesen was dieses Album angeht, nachdem Sky At Night so viel Anerkennung bekam?

Ich gehe das Album schreiben nie wirklich so an, in dem ich mich hinsetze und sage „So, jetzt schreibe ich ein Album“: ich schreibe ständig. Es geht darum, hoffentlich Lieder so zusammenzustellen, dass sie ein Ganzes ergeben. Ich hatte schon viele Lieder [für Let It All In] während wir noch Sky At Night fertigstellten.

Was wolltet ihr mit Let It All In erreichen?

Wir wollten nicht Sky At Night Teil 2 machen. Sky At Night war ein ungewöhnliches Album für uns. Wir haben es gemacht, als wir zum ersten Mal seit 9 Jahren zur Ruhe kamen und einfach nur ein ganzes Jahr lang in Manchester blieben. Daher ist es ein recht nachdenkliches Album. Wir haben auch zum ersten Mal viel Zeit mit all den Arrangements und den Streichers verbracht, es war also ein ziemlich kunstvolles Album, musikalisch gesehen.

Das war allerdings recht einmalig. Wir haben uns nie darüber unterhalten, aber Guy, Craig und ich wussten, dass Let It All In nicht so ausgearbeitet werden sollte was die Instrumentierung betrifft. Für mich hieß das, die Lieder auszusuchen, die die stärkste und direkteste Melodie hatten.

Die geringe Produktion erinnert uns an Natural History.

Ja, das Album erinnert an unser erstes Album, auch wie wir mit den Songs umgegangen sind erinnert daran. Einen Song „Mouth On Me“ – in welchem ich über mein junges Ich schrieb – habe ich ganz auf frühere Art und Weise geschrieben. Das und „Masquerade“ fühlen sich ein wenig nach dem ersten Album an.

Wir sind ins Studio gegangen und haben nur jeweils 2 Tage mit einem Lied verbracht, ohne viel multi-tracking oder so. Wir haben nur versucht so lebhafte Takes wie möglich zu bekommen. Ziemlich ähnlich zum ersten Album. Der Unterschied ist, dass wir auf diesem Album zwei äußerst dramatische Höhepunkte haben – „These Days Are Mine“ und „Hold Back The Night“. Die beiden Momente machen das Ganze zu einer Reise. Das hoffe ich jedenfalls, wir werden es sehen. Als wir angefangen haben, konnten wir solche Lieder gar nicht schreiben, weil wir noch nicht lange genug zusammengearbeitet hatten.

Gefällt euch das Ergebnis?

Ja. Es hat bis jetzt gedauert, bis ich dazu fähig war es mit fremden Ohren zu hören. Ich habe es mir neulich angehört und dachte „ich bin mit jedem einzelnen Moment auf dieser Platte glücklich“.

Es ist das erste Mal, dass du total glücklich bist mit einem Album?

Ähm, nur weil ich manchmal nich glücklich darüber war, dass wir zu viele Lieder auf das Album gepackt hatten. (Lacht) Individuell, als Songs und Aufnahmen gesehen, gab es nie Probleme. Aber ich denke auf Gods and Monsters und Natural History hätten ein, zwei weniger Lieder drauf gehört.

Ich liebe das Gefühl, wenn du zum Ende eines Albums kommst und es sofort wieder von vorne anhörst. Die Reihenfolge und die Anzahl der Lieder ist hierfür ausschlaggebend. Aber das ist vielleicht nur mein Standpunkt und ich bin oftmals zu eng mit der Musik verbunden um objektiv sein zu können.

Wenn ich der Einzige bin, der denkt, dass zu viele Lieder auf einem Album sind, dann höre ich natürlich auf die Mehrheit. Das ist die einzige Situation in der ich auch mal zugebe falsch zu liegen. (Lacht)

Gibt es bestimmte Themen in den Texten die auf dem Album vorhanden sind?

In den beiden dramatischen Lieder die ich erwähnte benutze ich den selben Satz zweimal. Das habe ich absichtlich getan weil es um die Zukunft geht. In „These Days Are Mine“ wird die Zukunft freudig begrüßt und in „Hold Back The Night“ herrscht Angst davor. Mit Letzterem wollte ich das Gefühl herüberbringen, wenn jemand voller Panik davonläuft und nur will, dass Alles einen Tag lang anhält, damit er sein Leben ordnen kann. In „Days Are Mine“ wollte ich nur ein wenig Optimismus in die Welt bringen.

Gegensatz ist sehr wichtig auf dem Album: ein emotionaler Gedanke kann einen anderen widersprechen und ich mag es solche Dinge zusammenzuführen. „Mouth On Me“ geht darum, dass ich mich als Außenseiter gefühlt habe als ich jung war, und „Masquerade“ geht darum, dass ich mich immer noch so fühle, aber egal! (Lacht). Die beiden Lieder sind also die zwei Seiten einer Münze, eines davon ist nur ein wenig selbstsicherer.

Hast du ein Lieblingssong auf dem Album?

Ich glaube wir drei mögen alle “Hold Back The Night”. Es hat irgendwas Verwunschenes, das auch unsere anderen besseren Lieder haben. Aber diesmal konnten wir dem Ganzen noch Drama hinzufügen.

Live ist es noch besser, besonders wenn die Musik da weitermacht wo der Text aufhört. Es klingt auch auf dem Album toll, aber wenn es live ist, ist es unschlagbar. Die Auftritten und die Touren sind immer das Wichtigste für uns, denn nur bei einem Live Auftritt finden die Lieder so richtig ihre Stärke und Wert.

Bullets” gefällt mir auch. Das ist ein typischer Kloot Song, Leute die uns nicht kennen wissen dann sofort bescheid. Und für Leute, die schon länger Fans sind ist es eine Heranführung an unser neues Material. Hand auf Herz, ich liebe wirklich jedes einzelne Lied auf diesem Album. Ich finde die Lieder brilliant! (Lacht)